Abfallromantik

AbfallromantikEs war schon Abend und ich schnappte
den prallen Küchenbeutel mir,
den in der Tonne ich verklappte
in meinem hies’gen Müllrevier.

Was schwatzt der, mag nun mancher denken,
der hier nur Schutt und Abfall sieht;
füllt er mit Unrat und Gestänken
am Ende noch sein saubres Lied?

Im Gegenteil: Ich will euch zeigen,
wie schön man seine Reste räumt –
das Meer im Blick, den Wellenreigen,
die Brandung, wie sie schwillt und schäumt.

Und das vor nächtlicher Kulisse:
Der Himmel schwarz und sternbesonnt,
und auf der Fahrt ins Ungewisse
ein Schiff am dunklen Horizont.

Hell strahlt die Reihe der Laternen
am kleinen Strandweg, dicht an dicht,
und taucht die Häuser und Tavernen
in gelblich-grelles Geisterlicht.

Wo wären krasser die Kontraste?
Da brodelt uferlos die See,
und hier der Zipfel, den man fasste,
dass man auf festem Boden steh.

‘ne Grenzerfahrung sozusagen,
das heißt: kein geistiges Idyll.
Die Welt ist stets zu hinterfragen;
bei Nacht und Nebel selbst – und Müll.

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