Auf in den Frühling

Auf in den FrühlingAuf diesen Kerl ist in der Regel
nicht grade unbedingt Verlass –
doch heute stieg der Silberpegel
der Säule, dass er „14“ fass!

Und pünktlich mit dem ersten Tage,
für den sein Kommen avisiert,
verbessert sich die Wetterlage,
so wie sie einen Frühling ziert.

Wie wird die Krokusse das freuen,
die schon in kleinen Grüppchen stehn,
um Gelb und Lila einzustreuen,
wo sonst nur Wiesengrün zu sehn.

Sie haben lange zittern müssen,
dass Sturm sie nicht vom Stängel reißt
und ihnen Frost mit eis’gen Küssen
‘nen schlechten Liebesdienst erweist.

Auf einmal alles Schnee von gestern.
Jetzt schmiegt man sich voll Lebenslust
mit manchen andern Blumenschwestern
an eines Zephirs breite Brust.

O dieses Glück, es möge dauern –
und auch das unsre, lenzverliebt.
Doch munkelt man schon was von Schauern
und dass ein Tief sich näherschiebt.

Das wär dann wohl der Schnee von morgen –
der mich wie der verflossne schert.
Muss ich denn heute mich schon sorgen,
zerstören, was noch unbeschwert?

Ins Freie schnell hinaus, ins Grüne!
Und keinen Schal mehr um den Hals!
Ich stürze auf die Weltenbühne –
und bin Statist da allenfalls.

Die lauen Lüfte zu genießen,
ergeht sich schon das halbe Land,
beäugt von Krokussen, die sprießen
als Publikum am Wegesrand.

‘ne veritable Massenszene,
doch ohne Richtung und Regie.
Geordnet ziehen nur die Schwäne,
der Alster stolzes Federvieh.

Mit Müh ich mich und dicken Backen
durch diese Völkerwand’rung wühl.
Trät jetzt mir einer in die Hacken,
dann hätt ich gar ein Lenzgefühl!

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