Auf leisen Sohlen

Auf leisen SohlenGrad hab ich ihn doch noch gesehen
da oben ganz verhuscht und klein,
ein Nachtgespenst auf leisen Zehen
in seinem eignen Mondenschein.

Nun hat er sich davongeschlichen –
ich war inzwischen abgelenkt
von meinen lyr’schen Pinselstrichen,
hab keinen Blick ihm mehr geschenkt.

Und was er hinterließ, ist Leere,
in die er keine Spur geprägt!
Die Finsternis in ganzer Schwere
hat auf die Dächer sich gelegt.

Da sieht man keine Sterne glühen
wie Feuerqualln in salz’ger Flut,
wie Lilien, die im Meere blühen
von Gras mit chlorophyllnem Blut.

Schaute man näher, feine Schlieren
Gewölks man nur gewahren würd,
wie einen Kaffee sie auch zieren,
wenn schlechte Milch man drin verrührt.

Und hier die Stadt in einer Stille,
als ob man sie erdrosselt hätt,
als läge ohne Wunsch und Wille
sie auf des Asphalts Totenbett.

Der Ton, der jähe, ‘ner Sirene
auf Rädern wie Erlösung klingt –
was ich besonders hier erwähne,
weil er mich sonst zum Heulen bringt.

Ein bisschen Leben auf den Gassen
empfiehlt sich auch zur Abendzeit.
Man fühlt sich weniger verlassen,
auch wenn man ihm sein Ohr nur leiht.

Da blitzt’s auf einmal in der Weite
des Himmels wie ein Streichholz auf,
ein Flämmchen zieht sich in die Breite,
und, husch!, erlischt’s in seinem Lauf!

Als Wink nehm ich dies gute Omen
und komm herunter vom Parnass.
Drum tschüs, ihr Verben und ihr Nomen –
ich geh ins Bett und wünsch mir was!

 

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