Bis zuletzt

bis-zuletzt-auguste-rodinAm Ende wird das Rätsel bleiben.
Am Ende geht man ratlos fort.
Die Trübung war nicht abzureiben
vom Spiegel mit dem dunklen Wort.

Nichts hat man unversucht gelassen.
Sein Herzblut hat man reingesteckt,
der Wahrheit Mantelsaum zu fassen,
selbst wenn sie tödlich uns erschreckt.

Wenn wir des Morgens ausgegangen,
um Brot zu kämpfen in der Welt,
trieb heimlich uns auch das Verlangen
zu sehn, was sie zusammenhält.

Mag sein, dass Häuser wir erbauten,
mag sein, dass Größres wir gewagt –
im Alltag hat, im ewig lauten,
stets ein Warum an uns genagt.

Besonders in den Augenblicken,
wenn still wir die Natur durchstreift,
ist ungleich Ähren, die nur nicken,
des Zweifels harte Frucht gereift.

Die Bäume schienen uns Propheten
mit hoheitsvoll umwalltem Haupt,
die seltsam auf der Stelle treten,
der Sprache seltsam auch beraubt.

Und schien uns doch, als ob sie riefen
mit Inbrunst auf zum Firmament,
das irgendwo in seinen Tiefen
die Antwort auf ihr Flehen kennt.

Aus jeder noch so kleinen Blüte
sprach leis uns ein Geheimnis an,
dass voller Ahnung im Gemüte
man eines Höh’ren sich besann.

Und wenn in langen Winternächten
man grübelnd bei sich selber war,
verblich des Alltags Spiegelfechten
im Chorgesang der Sternenschar.

Doch Ahnung ist es auch geblieben,
ein Lauschen an des Kosmos Wand,
wo eh’r man sich das Ohr zerrieben,
als dass man dort Erleuchtung fand.

Wir gehen, wie wir einst gekommen.
Wir wissen nicht, was uns geschieht.
Wir blicken neidisch auf den Frommen,
der selig ins Mysterium flieht.

Wir haben keinen Trost ersonnen.
Wir schreiten frei ins Ungewiss.
Des Glaubens klerikale Wonnen?
Getünchter Gräber Finsternis.