Bräunungsfaktor

BräunungsfaktorEin Sonnentag der ersten Güte,
wie er dem jungen Lenz gebührt,
der Kugeln schon (Akazienblüte!)
für seinen Sieg ins Feld geführt.

Die Hülsen seiner prallen Schüsse,
da liegen sie versprengt am Grund,
vergilbt, verschrumpelt wie die Nüsse,
doch nichts für den verwöhnten Mund.

Kein Kunststück, sich da auszumalen,
dass hier ein zäher Kampf getobt
und ihre Kräfte die Rivalen
bis hin zum Äußersten erprobt.

Dann der gewohnte Scherbenhaufen.
Wer überlebt, der triumphiert,
um mit der Krone Schau zu laufen,
die er beim nächsten Streit verliert.

Doch sachte, sachte. Stopp das Ganze
und mit der Spule mal zurück.
Den Frühling jetzt im Siegenkranze,
ja, noch nach links ein kleines Stück!

Nun sind wir wieder an der Stelle,
wo oben uns die Sonne schien
als kämpferische Wärmequelle,
die ihm den Lorbeer erst verliehn.

‘ne Schande wär es da gewesen,
hätt man zu Hause nur gehockt
und brav im Tageblatt gelesen,
was heute in der Welt verbockt,

Statt dass mit Hemd und offnem Kragen
man selber vor die Tür geschaut,
um schleichend Kapital zu schlagen
aus diesem Licht für Herz und Haut.

Gesagt, getan. Ich ging ‘ne Runde
dem Meer um seinen schaum’gen Bart,
dass mir der Pelz so nach ‘ner Stunde
gebräunt, getoastet und gegart.

Doch weit entfernt von diesem Grade
der pfannenhaften Knusprigkeit,
die einen Anstrich von Panade
des Hochseefischers Teint verleiht!

Ihr meint, ich müsst nicht richtig ticken
mit so ‘nem Bild von Konterfei?
Ich seh sie doch tagtäglich flicken
die Netze auf dem Platz am Kai!

Da kauern sie auf bloßer Erde,
egal, wie hoch die Sonne steht,
dass Masche, Masche fertig werde
ihr eingerolltes Fanggerät.

Und sind den violetten Kräften
genauso offen ausgesetzt
wie was man in den Grillgeschäften
so durch die Mikrowelle hetzt.

Genug. Ich muss die Kurve kriegen,
sonst läuft’s auf ‘ne Ballade raus –
und schleunigst lasse links ich liegen
das Netzwerk mit dem Ruch des Taus.

Mir kommt’s nicht wie manch‘ Zeitgenossen
nur deshalb auf die Sonne an,
weil auf der Jagd ich nach dem krossen
Gesichtsfleisch à la Lebemann.

Viel lieber gehe ich spazieren,
an der Natur mich zu erfreun.
Da mag’s bei Sonnenschein passieren,
dass ich so nebenher mich bräun.