Das Licht der Gedanken

Das Licht der GedankenGewahr ich in der Steppe Weite
ein fernes Feuer in der Nacht,
wer weiß wie lange ich dann reite,
bis mich mein Gaul dahin gebracht.

Schwer ist zu schätzen ja die Strecke
zur Stelle, wo die Flamme raucht,
da ich im Finstern nicht entdecke
die Anhaltspunkte, die man braucht.

Indessen kann ich sichergehen,
ob ich nun eile oder schleich,
dass ich, solang das Licht zu sehen,
die Quelle irgendwann erreich.

Wie anders bei der Kältewüste,
die über unsern Häuptern liegt
und uns so oft die Nacht versüßte
mit einer Glut, die nie versiegt!

Trab zu auf eine der Oasen,
den Stern, den du am meisten liebst,
dein Zosse wird da niemals grasen,
selbst wenn du ihm die Sporen gibst.

Der Erde eherne Gesetze:
nicht einen Pfennig wert im All.
Geh, laufe, eile, jage, hetze –
an kommst du nicht. Auf keinen Fall.

Mit welchem Glanz, nur Göttern eigen,
lockt Venus heut am Firmament,
dass schleunigst zu ihr aufzusteigen
die Sehnsucht gleich in mir entbrennt!

Nicht lange fackeln – aufgesessen;
gesattelt ist mein Pferdchen schon!
Und wie im Flug den Raum durchmessen,
ein glühend Ziel der Mühe Lohn!

Ihr warnt indes mich vor ‘ner Reise,
die eine falsche Hoffnung schürt
und um des ganzen Lebens Preise
doch nie zu einem Ende führt?

Ich weiß ja selber, dass die Sterne
nur deshalb scheinen nicht so weit,
weil hell sie wie die Hauslaterne,
die heim uns holt bei Dunkelheit.

Und dass ganz andre Dimensionen
man in des Kosmos Fundus find’t –
da rechnet sich’s mit Trillionen,
wo uns genug fünf Finger sind.

Unendlich streckt er sich nach Meilen,
ach was, nach Jahren Lichts dahin;
da können wir auch noch so eilen,
hilft alles nichts, kein Raumgewinn.

Ganz klar, dass mit normaler Mähre
man irgendwann mal passen muss.
Ganz klar. Wenn da nicht auch noch wäre,
gedankenschnell, mein Pegasus!

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