Ein kleines Memento

Ein kleines MementoIst es die Kerze, die ans Ende
mit ihrem Flackern mich gemahnt,
da in des Wachses Sumpfgelände
ihr Flämmchen sie versinken ahnt?

Da glüht sie, blutorange, inmitten
des Quaders, der nach oben frei,
durch Ritzen, die ihm eingeschnitten
als Schriftsymbol, japanisch: ai.

„Die Liebe“. Dass sie noch vermehre
der Wehmut bittersüße Last:
„Seht, wie ich mich in Glut verzehre –
und wie das Feuer schon verblasst!“

Nein, auch an ihr, der Nacht wird’s liegen
und diesen Fenstern, grablichtgleich,
dahinter sich in Krimis wiegen
die Freaks im Teletotenreich

Im Kolumbarium da drüben,
das jedes Mal mich schaudern macht,
wenn ich bei meinen Schreibwutschüben
die Musen küss zur guten Nacht.

Auch sie, die Uhr, mit ihrem Ticken,
das fühllos die Sekunden frisst,
zu Zeit sie mählich einzudicken,
die nach Äonen sich bemisst

Die hinter uns wie Halden liegen,
stets wachsend vom Sekundenschrott,
da vor uns immer wen’ger wiegen,
die uns gewährt der Schicksalsgott.

Hat sich denn alles heut verschworen,
dass faulig es mein Herz behaucht
mit Ängsten, aus dem Bauch geboren
von einem, der verlebt, verbraucht?

Ich frag, Gewissheit zu erhalten,
den Freund am besten aus Bordeaux,
der weiß was von Gefühlsgewalten
und kriegt den Finstersten noch froh.

Wir haben lange uns besprochen,
der Schädel hat mir fast gebrummt.
Doch schließlich war der Bann gebrochen.
Hab ich nicht gar ein Lied gesummt?

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