Eine amerikanische Tragödie

Eine amerikanische TragödieGesetz und Ordnung müssen walten,
dass Friede herrscht in Wald und Flur –
man könnte fromm die Hände falten,
wär’s nicht ein Spruch der Diktatur.

Ich schwenk mal rüber zu den Staaten,
die viel auf ihre Freiheit schwörn,
und wundre mich der Missetaten,
die locker diesen Ruf zerstörn.

Die haben da ‘ne Knüppeltruppe,
die nicht viel Federlesens macht
und nach dem Motto „Mir doch schnuppe!“
ihr Knarrenfeuer gern entfacht.

Da kann es öfter denn passieren,
dass jemandem die Stunde schlägt,
weil vor den Cops, die ihn visieren,
er irgendwie sich falsch bewegt.

Und sei’s, dass er ‘nen Hundeknochen
für seinen Waldi hochgereckt –
der Bulle wird auf Notwehr pochen,
wenn er ihn blindlings niederstreckt.

So ist die Freiheit auch, zu sterben,
ganz unbegrenzt in diesem Land.
Der Cowboys und Banditen Erben
sind schnell noch mit dem Colt zur Hand.

Ein Mädchen, siebzehn Jahre eben,
der Schießwut jüngst zum Opfer fiel.
Ein Messer, heißt’s, wollt sie erheben –
schon wurd sie einer Kugel Ziel.

Das arme Kind war psychisch leidend
und hätte Hilfe wohl gebraucht –
doch nicht so plötzlich und entscheidend,
dass der Revolver danach raucht.

So hat die schöne Lebensreise
ein Kerl ihr kurzerhand storniert.
Der wird bloß auf Beamtenweise
vom weitren Dienste suspendiert.

Doch sind ‘ne Menge Ordnungshüter
von seinem Schlage landesweit
zum Schutz der höchsten Lebensgüter
noch unvermindert dienstbereit.

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