Fast ungestört

Fast ungestörtNach meiner altgewohnten Weise
saß ich noch spät am Stubentisch
beim Logbuch dieser Musenreise
und schrappte Zeilen auf den Wisch.

Die Zwölf war lange überschritten,
ich brütete verbissen noch,
um Nachschub meinen Kopf zu bitten
auch für das letzte weiße Loch.

Da stand zwar schon in krummer Reihe
‘ne Handvoll Verse obenan –
doch wenn ich was den Göttern weihe,
nichts Halbes ich ertragen kann.

Gedichte, denk ich, zu vollenden,
ist des Poeten höchste Pflicht,
und keine Schande, zu verwenden
den Mondschein und das Sternenlicht.

Vor allem weil zu dieser Stunde
kein Schwein dich bei der Arbeit stört;
still geht der Pinsel seine Runde
wie’n Wächter: „Hört, ihr Leute, hört…“

Und sollte doch ein Laut dich schrecken,
der deinem Telefon entfährt,
dann müsste wohl dahinterstecken
ein Notfall, der der Rede wert.

Pah, müsste! Leute gibt’s, die scheuen
sich nicht einmal in tiefster Nacht,
dich mit der Nachricht zu erfreuen,
ihr Waldi hätt ‘nen Pups gemacht!

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