Fast wie neugeboren

Fast wie neugeborenEin neues Leben soll beginnen,
nachdem das Übel endlich weg,
nachdem der Brand im Bauch da drinnen
erstickt mit klinischem Besteck.

Vertauscht mit meinem schlichten Kissen
das Krankenbett, dies Wunderding,
das ganze Strippenzeug zerrissen,
mit dem ich da am Galgen hing.

In der Umgebung, der vertrauten,
vollende sich der Heilprozess,
bis stolz die Bulletins verlauten:
„Genesen und gesund.“ Indes

Soweit des frommen Wunsches Denken.
Und nun die bittre Wirklichkeit:
Die Knochen mich mit Schwäche kränken,
sind lange noch nicht dienstbereit.

Wie Watte fühlen sich die Beine,
wie Pudding noch die Arme an,
dass mit dem Rumpfe im Vereine
ich kaum drei Schritte gehen kann.

Dann bin ich auch schon aus der Puste,
dass ich ein Weilchen stehen bleib,
wobei ich japse und mir huste
die Seele rasselnd aus dem Leib.

Und dann die Treppe, meine Fresse,
wie sie den dritten Stock erklimmt!
Verflucht die luftige Adresse,
die mir den letzten Atem nimmt!

Und angelangt am heim’schen Herde,
leg ich erschöpft mich erst mal flach,
damit des Sofas Muttererde
mir mählich wieder Beine mach.

So theoretisch wohl genesen
mit Arztes Segen und Attest,
bin ich doch ein gebrechlich Wesen,
das noch zu wünschen übrig lässt.

Doch will ich in Geduld mich üben
und hoffnungsvoll der Dinge harrn.
Kommt Bess’rung nicht in kleinen Schüben?
Spinnt dicker, Parzen, euer Garn!

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