Friedenszeit

FriedenszeitSo still konnt man nicht immer sitzen,
so friedlich nicht zu jeder Zeit –
mit Bomben trug man und Haubitzen
gewöhnlich aus den Völkerstreit.

Doch nach dem letzten Massenschlachten,
das mörderisch ergiebig war,
ein paar, die’s überlebten, dachten,
jetzt bannen wir die Kriegsgefahr.

Drum gaben sie dem Feind die Hände
auf ‘nem Millionenleichenberg
als längst schon überfäll‘ge Wende
zum riesenhaften Aufbauwerk.

Und weil sehr viel kaputtgegangen,
war auch sehr viel zu repariern.
So hat das „Wunder“ angefangen –
die Wirtschaft konnte nur floriern.

Doch unsre flunkernden Barone
in Politik und Hochfinanz,
sie wanden diesem Fakt zum Hohne
sich selbst dafür den Lorbeerkranz.

Dann war der Aufbau abgeschlossen
und Arbeit wurde wieder knapp.
Da lehnten die auf hohen Rossen
Verantwortung auf einmal ab.

Wer bei der Suche unterlegen,
sei, so der Tenor, selber schuld,
will sagen: seiner Faulheit wegen
und weil von Wohlfahrt eingelullt.

So wurden Tausende entlassen
und fanden keinen neuen Job –
indes die Unternehmerkassen
geklingelt ohne Halt und Stopp.

Das ist der Zustand, dem noch heute
verbittert wir ins Auge sehn –
Millionen „überflüss’ger“ Leute,
die blutend auf dem Zahnfleisch gehn

Da andre, die in Geld schon schwimmen,
das Wen’ge ihnen noch entziehn,
um goldne Berge zu erklimmen,
vor Mammon, ihrem Gott zu knien.

Da kann man ja von Glück noch sagen,
dass wenigstens der Frieden hielt
und statt dem Volk auf Kopf und Kragen
man auf sein Säckel nur gezielt.

Denn wehe wenn die Großgewinne
den Großgewinnlern nicht genug,
dann wär wie stets in ihrem Sinne
ein kapitaler Beutezug.

In Trümmer würden wieder legen
die Welt sie in gewalt’ger Schlacht,
um lukrativ gesund zu pflegen,
was selber sie kaputt gemacht.

Doch wie gesagt, ich sitze gerne,
den Rücken hin zum dunklen Flur,
und freu mich, dass das Feuer Sterne
und dass der Knall ein Auspuff nur.

Schreibe einen Kommentar