Heroen

HeroenWie sie noch auf dem Sockel thronen,
die Großen der Vergangenheit,
einst herrschend über Millionen –
millionenfach mit Tod und Leid!

Mit festen Füßen auf der Erde
in stolzer Pose sie verharrn,
oft auch im Sattel mächt’ger Pferde,
die drohend mit den Hufen scharrn.

So herrschen sie auf unsren Plätzen
noch heut mit Basiliskenblick,
wo die Touristen grad sie schätzen
fürn flüchtigen Erinn’rungsklick.

Indes auch andre Monumente
hat ihrm Gedenken man erbaut –
jedoch mit ähnlichem Akzente,
wenn in die Chroniken man schaut.

Im Nimbus ihrer Heldentaten,
die meistens doch kein Ruhmesblatt,
sieht durch die Bücher man sie waten,
wie jeder Schüler sie noch hat.

Da geistern sie durch manche Seiten
als Schlachtenlenker und als Held,
wie sie für edle Ziele streiten,
bis neidisch sie das Schicksal fällt.

Und spuken so in vielen Köpfen
bis heut als musterhaft herum,
wo sie fürs Schinden doch und Schröpfen
verschleudert ihr Ingenium.

Ja, dieses Purpurpack von Schlächtern,
das nur nach Land und Gold gegiert,
zu Heiligen und Tugendwächtern
ist nachgerade es mutiert.

Die Brüder, macht- und siegestrunken,
zu jeder Gräueltat bereit,
sie wären Mörder und Halunken,
am Maß gemessen unsrer Zeit!

Doch niemand, der sie von der Schwelle,
der hoh’n, des Denkmals stürzen mag –
indes von jedermann Appelle,
beschwörend zum Volkstrauertag.

Die Seiten endlich rausgerissen,
geschrieben mit der Völker Blut,
wo man Gekrönte ohn’ Gewissen
als „groß“ verewigt und als „gut“!

Sie warn so schlimm wie ihre Zeiten,
genauso schrecklich und brutal;
das mildert ihre Scheußlichkeiten,
wenn überhaupt, nur minimal.

Raus also mit dem Straußenhaupte
aus diesem denkvergessnen Sand,
und fort die Achtung, die verstaubte,
die ihnen stets nur Kränze wand!

Wo bleibt der Mut, sich zu bedienen,
wie Kant gefordert, des Verstands?
Es läuft sich leicht in alten Schienen,
in ihrem abgefahrnen Glanz…

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