Im Museumsdorf

Im MuseumsdorfDa lagen ringsum auf den Wiesen
des Abends erste Schatten schon,
die schweigend diese Stille priesen
als wohlverdienten Tageslohn.

Im Dämmer mählich schon versanken
der Katen kantige Konturn,
um die sich viel Geschichten ranken,
gewachsen hier auf diesen Flurn.

Nur Hühner gluckten noch im Freien
geschäftig gackernd vor dem Stall.
Ein Garten. Grade Beetereihen.
Und dürre Kräuter überall.

In ausgekühlten Bauernstuben
Alkoven, die mit Stroh gefüllt,
in das sich müde Glieder gruben,
in grobe Tücher eingehüllt.

Im Flett die beiden Feuerstellen,
getrennt zu dienen Alt und Jung,
die keine Flammen mehr erhellen,
wie Löcher in der Dämmerung.

Und Stimmen, die sich jäh erhoben,
dass ängstlich man zusammenschrak –
Gegrunze aus dem Schweinekoben,
der unsichtbar im Dunkeln lag.

Am Hügel eine alte Schmiede,
aus der kein Hammerschlag mehr hallt.
Hephäst geb ihrer Asche Friede!
Nach Eisen roch es, dumpf und kalt.

Nicht zu vergessen ein Gebäude,
wo wir am Firmenschild erkannt,
dass Schnapsgenießern hier zur Freude
der gute Heidekorn gebrannt.

‘n Schuppen hier und da ‘ne Scheune,
hier eine Werkstatt, da ein Stall,
aus Weiden die geflochtnen Zäune:
Nature morte. Doch ländlich prall.

Das wir uns nicht verlaufen haben
in diesem Fachwerk-Labyrinth!
Doch so, wie Pferde heimwärts traben,
so fanden unsern Weg wir blind.

Bald wieder vor des Ortes Toren,
begaben wir nach Haus uns brav.
Das Dorf, es lag schon traumverloren
in seligem Museumsschlaf.

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