Keine Rentenlüge

Wie lustig ist das Rentnerleben,
wenn’s nur den rechten Platz erhascht
und statt am Apfelbaum zu kleben,
des Südens süße Früchte nascht.

Ich muss mich gar nicht viel bewegen,
und schon ist dieses Bild real –
zehn Schritte hinterm Haus gelegen:
das nächste kleine Strandlokal!

Was, Strand? Heißt das in Meeresnähe
mit garantierter Abendglut? –
Ja, da sich strecken, heißt die Zehe
taucht wirklich beinah in die Flut.

An der auch ein paar Büsche lecken –
zwar hemmend nicht den Blick zur Bucht,
doch mit dem Wall, den sie bedecken,
ein Bollwerk gegen ihre Wucht.

Aus deren dunkelgrünem Grunde
noch immer feurig sich erhebt
Hibiskus, der die Dämmerstunde
mit stillem Fackelschein belebt.

Im Schulterschluss an seiner Seite
ein Strauch, der schon zu schlafen schien:
Längst seine Blüten er verschneite,
die weißen, duftend – Nachtjasmin.

So könnte schier man satt sich sehen
an diesem Zipfel der Natur,
würd sich der Kellner nicht verstehen
auf Früchte aus der Meeresflur.

Er brachte Steinbutt auf dem Teller,
zwei handbreitgroße Stück Filet,
fast fangfrisch aus dem Vorratskeller
am rauen Fuß der Küstensee.

Die unverzüglich Gnade fanden
vorm Auge, das ja mit uns isst,
und eh sie noch am Gaumen landen,
die Güte des Geschmacks bemisst.

Der Anblick hielt, was er versprochen,
und seinen Ruf als Speisefisch
der Butt, der nunmehr seit Epochen
ein gern gesehner Gast am Tisch.

Gesellschaft, die in höchstem Grade
willkommen unserm müß’gen Freund,
der Tag für Tag hier am Gestade
nach seltenen Genüssen streunt.

Der Einkauf selbst, den wir zu Hause
nur widerwillig absolviern,
weil öd der Weg von unsrer Klause
und Regen geht uns an die Niern,

Der ist hier von ganz andrer Güte:
Man schlurft am Strand ein hübsches Stück,
packt seinen Käse in die Tüte
und schlurft im Sonnenschein zurück.

Na ja, was soll ich noch erzählen?
Die Weisheit hat ja schon so’n Bart
für euch, die ihr, euch fortzustehlen
vom Job, schon selbst im Süden wart!

Im Allgemeinen zwei, drei Wochen,
fürs nächste Mal gespart den Rest –
wogegen mich ununterbrochen
hier die Pension jetzt wohnen lässt.

Genügend Zeit, um zu genießen,
was so ein Kurztrip unterbricht.
Doch ließ ich auch die Zügel schießen,
zum bunten Hund würd ich hier nicht.

In diesen segensreichen Breiten
ist ja der Vögel Sammelplatz:
Zuhauf sie unter Palmen schreiten –
beschwingt von ihrem Rentensatz!