Kränklicher Trabant

kraenklicher-trabantGrad mit Romantik wollt ich euch nicht kommen,
doch just fällt auf den Mond mein Blick –
der ziemlich hoch hängt, mickrig und verschwommen
wie’n baumelnd-bleicher Galgenstrick.

Was hat denn dieser Bruder ausgefressen,
dass man ihn schmählich aufgeknüpft,
bis in der Brust, die Atem einst besessen,
kein Puls mehr auf und nieder hüpft?

Muss schwer gewogen haben, das Verbrechen,
dass man auf solchen Tod befand:
War’s Brennen, Rauben, Schänden und Erstechen,
war‘s Aufruhr, frech geschürt im Land?

Womöglich hat er, Gipfel!, gar gestohlen
aus eines Herrn Privatdistrikt –
‘ne Fuhre Holz für Bretter und für Bohlen,
mit denen er sein Hüttchen flickt?

Na, solchen Frevels wen zu zeihen,
ist heut zum Glück ja obsolet.
Doch wurde anno Laffen und Lakaien
auch Hänflingen der Hanf gedreht.

Genug! Ich will dies Bild nicht weitermalen
vom Monde unterm Hochgericht,
dass er mir nicht, um es mir heimzuzahlen,
als Fratze in die Träume bricht.

Ist er der Wächter nicht, der Nacht Begleiter,
der treulich mit der Lampe zieht
als einer sanften Helle Wegbereiter,
die der, der lichtscheu ist, schon flieht?

Der Untat düstre Nester auszuleuchten
war ihm schon immer liebste Pflicht –
ach, wie viel Monde wir da wohl noch bräuchten,
bis jede voll im Tageslicht!

Soll er auch ruhig einmal lustlos schleichen
und sich anämisch präsentiern –
dann mocht die Sonne ihm wohl Strahlen streichen
und etwas Farbe er verliern.

Doch die ist bald ihm wieder angeflogen
und er wie ehedem so fit –
was heute ihm sein guter Stern entzogen,
gibt er ihm morgen doppelt mit!