Kurzes Interregnum

Kurzes InterregnumEin Rauschen riss mich aus den Träumen,
bevor die Sonne noch erwacht,
wie’s Wellengang an Meeressäumen
so hell und hitzig nicht entfacht.

Gewölk war heimlich aufgezogen
im Schutz von Nacht und Finsternis,
das wütend seine Regenwogen
hier in den Hof des Hauses schmiss.

War das ein Plätschern und ein Prasseln,
ein Gluckern und ein Gurgeln bloß,
den tiefsten Schlaf noch zu vermasseln
mit Wasserkünsten virtuos.

Ein Weilchen lauschte ich den Fluten,
die da ins Atrium geschwemmt,
und hab beruhigt und im Guten
ins Kissen wieder mich geklemmt.

Doch als ich um die x-te Stunde
(ich gebe zu, es wurd auch Zeit)
entstieg des Betts zerwühltem Grunde,
empfing mich Stille weit und breit.

Nur hier und da noch schwarze Schafe
hab im Azur ich ausgemacht,
die flauschig-flücht’gen Epitaphe
der jüngst verflossnen Regennacht.

Schön, wenn’s des Diebes Regel wäre,
dass ihn nur nachts der Hafer sticht –
doch sag ich zu des Regens Ehre:
Er scheut auch nicht das Tageslicht.

Schreibe einen Kommentar