Mangelware Schnee

Mangelware SchneeWo bleibt denn bloß der Schnee, ihr Lieben?
Wir haben schließlich Januar –
da müsste man in Massen schieben
das weiße Zeug vom Trottoir!

Nicht eine Flocke ließ sich blicken,
seitdem der Winter eingekehrt,
das Pflaster mit Kristalln zu spicken,
darauf die Sohle Schlitten fährt.

Meist tief und dicht von Dunst verhangen,
schien oft der Himmel gleich zu schnein.
Dann hat’s zu regnen angefangen
aus Wolken, die nur Wasser spein.

Und wieder fiel nicht der ersehnte,
die Welt verklärnde Niederschlag,
nein, weiter jene nackt sich dehnte
mit ihrem schmutzigen Belag.

Und dass die Winde stürmisch blasen,
passt auch in dies gestörte Bild
von der Natur verschobnen Phasen,
bei denen keine Regel gilt.

Sie jagen keine Kälteschauer
uns übers zitternde Gebein,
ach, linder wehen sie und lauer
als in des Frühlings Sonnenschein.

Den wir als harten Burschen schätzen,
der sich bei Frost am wohlsten fühlt,
und selbst wenn eis’ge Stürme fetzen
gelassen bleibt und unterkühlt

Ist er verweichlicht gar am Ende,
gebrochen seine frühre Kraft,
der stolze Fürst der Sonnenwende
zu einem Winterchen erschlafft?

Ach was! Er meidet nur die Breiten,
die als gemäßigt ihm bekannt,
entfaltet seine Fähigkeiten
im Norden und im Bergesland.

Doch kommt der Berg nicht zum Propheten,
muss dieser halt zum Berge gehn:
Am liebsten wär im schneeumwehten,
ein Urlaub mir im Pleistozän!

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