Mein Blatt

MeinimagesMMHE6K1H Blatt, noch ungefurcht von Zeilen,
liegt wie ein Acker unbestellt,
der Hände harrend, zu durcheilen
ihn mit den Samen dieser Welt.

Da hör zum Glück ich auch schon schweben
den Deus in Theatertracht,
denn, ohne Flachs!, erdröhnt soeben
ein Feuerwerk mit aller Macht.

Und reißt mit seinen Donnerschlägen
den Geist mir aus der Lethargie,
der sich dem Schlummer schon entgegen
mehr neigte als der Poesie.

Der Feuerblumen bunter Reigen
ist leider meinem Aug verwehrt,
dem sich nur diese Mauern zeigen,
die’s blicklos jede Nacht befährt.

Doch sie allein schon dort zu wissen,
dort hintern Dächern irgendwo,
lässt mich nicht allzu sehr vermissen
das Neutrum vom Spectaculo.

Und einmal unter uns gesprochen:
Was soll mir damit groß entgehn?
Bin ich denn nicht ein alter Knochen,
der so was tausendmal gesehn?

Hier greift der dritte Satz von Gossen,
dass sich der Nutzen reduziert
von Dingen, die gehäuft genossen,
bis er am Limes sich verliert.

Schon seltner nun die Schüsse hallen,
verklingt der Schau Begleitmusik,
gleich werden sie ins Koma fallen,
nachdem die letzte Kugel stieg.

Aus, Ende. Und im Handumdrehen
kräht auch kein Hahn schon mehr danach.
Dies schreiben heißt Erinn’rung säen.
So liegt mein Acker nicht mehr brach.

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