Meine Musenspende

Meine MusenspendeMaschine Tag: zur Ruh gekommen.
Die meisten Rädchen schnurrn nicht mehr.
Vom dunklen Himmel äugt verschwommen
der Mond aus Schleierwolken her.

Für einer Nacht verschlafne Taten
reicht völlig aus sein trübes Licht.
Man kann total in Schatten waten,
der Fuß, er stößt sich trotzdem nicht.

Mein Ritual: die Opferspende
für Musen und Dionysos,
auf dass sie segnen meine Hände,
zu lenken kühn ihr Flügelross.

Ein Weißburgunder, trocken, Baden,
dient heute mir als Libation.
Das kann mit Sicherheit nicht schaden,
die Götter kennen ihn ja schon.

Sie brauchen nur den Duft zu riechen,
der ihnen sacht entgegenweht,
dass, wie auch bei den ird’schen Griechen,
sich freudig ihre Nüster bläht.

Insofern hab ich gute Karten
und werf die Wurst getrost zum Speck.
Die Gläub’gen aller Zeit und Sparten
erschlichen so sich Gold für Dreck!

Doch ob aus glänzendem Metalle,
was ich hier präg an Poesie
und auch mein Wunsch in jedem Falle –
dafür gibt’s keine Garantie.

Ihr kennt das von dem Herrn da oben,
des Ratschluss unerforschlich ist –
mal, dass wir seine Weisheit loben,
mal, dass man besser sie vergisst!

So mag es auch den Musen gehen,
dass nur aus Laune und zum Spaß
sie manchmal durch die Finger sehen
beim Meistersinger-Mittelmaß.

Drum in der Sache unentschieden.
Urteil du selbst, o Leserin!
Und rett mir meinen Seelenfrieden,
dass ich kein bloßer Stümper bin!

Eins aber will ich dir bekennen:
Mich hält die Sucht an Versen fest.
Ich muss Apoll beim Namen nennen,
sobald er abends uns verlässt.

Ihm seitenlange Hymnen singen,
breit fließend aus dem Federkiel,
und anderntags ihm Ständchen bringen
in eines Liedchens knappem Stil.

Die Themen liegen auf der Straße,
man muss nicht lange suchen gehn.
Doch sie zu sammeln in dem Maße –
oft kann ich’s selber nicht verstehn.

Ist es die Lust am Fabulieren,
der Zauber dieser Abendstund?
Geheimnisse, die sich addieren –
im Wesen nur den Musen kund.

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