Metamorphose

MetamorphoseJetzt lauscht mir mal und haltet inne:
Der Alte bin ich nun nicht mehr.
D.h. erst recht, in anderm Sinne,
doch mein ich hier: Bin Pensionär.

Bin in den Ruhestand gegangen,
so heißt das amtlich ja und steif:
Erst Hände schüttelnd Menschenschlangen,
dann Smalltalk, blabla, bühnenreif.

(Es sei dabei auch nicht verschwiegen:
Bei Bratenschnitt und Bierausschank
mir halfen fleißig und gediegen
Kollegen – hier noch mal mein Dank!)

Der Chef hat sich was abgekniffen
mit einem Lorbeer-Epilog
und in den Sprüchetopf gegriffen,
aus dem er dreimal Laotse zog.

Da denn der Ritus gut geraten,
lief auch das andre glücklich ab.
Tschüs, Freunde, Römer, Bürokraten –
und haltet mir den Gaul auf Trab!

Die Göpeltour ist nun zu Ende,
für Hü und Hott der Esel taub.
In feuchten Sand taucht er die Hände
und niemals mehr in Aktenstaub.

Wollt oder wollt es auch nicht wissen:
Nun fläz ich mich im Liegestuhl,
den Sonnenschein als Ruhekissen,
den Ozean als Swimmingpool.

Und um mein Glück zu komplettieren:
Rosé – ein Gläschen oder zwei.
Sollt ich „Behagen“ buchstabieren,
es käme „Rentner“ raus dabei.

Grad bin am Strand ich langgelaufen.
Im Schlaf lag dunkel schon das Meer.
Der Mond, die blassen Sternenhaufen,
und tiefe Stille ringsumher.

Oh, so befreit dahinzuschreiten
im luft’gen Saale der Natur,
entbunden dieser Pflichtgezeiten
von Pennen und Malochen nur!

Doch sei es drum. Hiermit erreichen
wir Strophe elf als guten Schluss.
Elf Jahre unter euresgleichen –
es endet, wie es enden muss.

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