Nächtlich fantasiert

Nächtlich fantasiertEntscheidend sind die Illusionen,
dass man sein biedres Herz erfrischt
und aus gedachten Regionen
ihm echte Stärkung untermischt.

Ist denn der Mond, der auf der Nase
mir wie ‘ne Fliege grade hockt,
nicht just in dieser vollen Phase
Frau Luna, wie sie lacht und lockt?

Ist denn die Stadt mit ihrem Schweigen
nach Stunden der Geschäftigkeit,
kein Sinnbild für den ew’gen Reigen,
aus dem uns nur die Nacht befreit?

Und dieser Becher, den ich leere,
ist er ein bloßes Trinkgefäß
und nicht Dionysos zur Ehre
auch Opferschale, zeitgemäß?

Was würd mir dieser Raum bedeuten,
wär er mir schlicht Kombüse nur
und nicht, um Verse zu erbeuten,
des Hirns unendlich weite Flur?

Und was die aufgereihten Zeilen,
die ich in Reim und Rhythmus bring,
dass ich mit Klötzen und mit Keilen
sie in genormte Strophen zwing –

Fühlt‘ ich, der kleine Unbekannte,
der Hintersass im Musenreich,
mich insgeheim nicht einem Dante,
ja, einer Kempner sogar gleich?

 

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