Natürlich

NatürlichTja, in der besten aller Welten,
wie Leibniz einst sie tituliert,
Verhältnisse auch öfter gelten,
die nicht mal er hätt gern goutiert.

Zu seinen spätbarocken Zeiten
(das Menuett war Mode-Schwof)
pflegte das Federvieh zu schreiten
raumgreifend übern Hühnerhof.

Und für den Auslauf zum Spazieren,
zum Picken, Gackern und zum Kräh’n
wollt es sich „höflich“ revanchieren
mit Eiern, prächtig anzusehn.

Das Landvolk, eher kurzgehalten
so auf dem Level von Hartz IV,
ließ einfach die Natur nur walten
und aß mit mehr Genuss als wir.

Und dass man Dinge erst verschandelt
zum billigen Fabrikprodukt
und sie dann schweineteuer handelt,
wenn auf Geschmack der Kunde guckt

Es wäre ihm absurd erschienen,
der Gipfelpunkt der Narretei!
Noch extra daran zu verdienen,
dass die Natur natürlich sei!

Die Perversion ist vorbehalten
unsrer gloriosen Gegenwart,
die anders als die armen Alten
an Qualität am liebsten spart.

Denn das Extrem, in das wir fielen,
nachdem der Himmel abgeschafft,
hieß möglichst viel Gewinn erzielen,
und Gott ist, wer am meisten rafft.

Wir müssen mit Skandalen leben,
die dieses Credo üppig nährt:
Heut Eier, die sich glücklich geben,
und morgen Rinderbrust vom Pferd.

Heut ist der Vater aller Dinge
nicht mehr der Krieg – und Gott sei Dank!
Auf des Profits agiler Schwinge
zeigt sich der Mensch genauso krank.

Der nächste Schmu, was wolln wir wetten,
nicht lange auf sich warten lässt:
mit Hosen, Nudeln, Federbetten
und mit der Sore ganzem Rest.

Die Fantasie kennt keine Grenzen,
ist sie ‘nem Reibach auf der Spur –
wobei sich ideal ergänzen
dies Credo und die Menschnatur.

Solange wir zum Mammon beten:
Erlös uns von der Armut Schmach!,
so lang wird man vergeblich jäten,
rasch wächst das Unkraut wieder nach.

Die Politik? Ein großer Jäter;
sie zupft und zeigt sich schwer aktiv.
Zum Schein! Wer wird schon zum Verräter
an Geistern, die er selber rief?

 

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