Nun bin ich zwar

NunimagesAE537U9R bin ich zwar kein Freilichtdichter,
der draußen hockt mit Stift und Blatt
und tausende Naturgesichter
als willige Modelle hat.

Ich throne ja in meiner Hütte
auf nordisch hellem Kiefernstuhl,
wo windstill aus dem Brägen schütte
ich Verse in den Musenpool.

Doch liegt direkt vor meiner Nase
das Fenster auf die Straße raus
und zeigt mir in der Schaffensphase
‘nen Ausschnitt unsres Weltenbaus.

Da sollte es nicht wundernehmen,
dass dort auf Pirsch mein Auge geht
und aus dem Wildbestand der Themen
mir manches vor den Lauf gerät.

Und peng! – schon wieder eins getroffen!
Blattschuss – direkt mir aufs Papier.
Nicht lange zögern und verhoffen,
dass keine Chance ich verlier!

Doch muss ich andrerseits auch sagen
(um ehrlich unter uns zu sein),
ich gehe ja nur abends jagen,
das schränkt die Beute sicher ein.

So wimmelt es ja nur von Sternen
in meinem Rucksack, halali!
Von dieser Strecke sich entfernen!
Mehr Vielfalt für die Poesie!

Ich will den Test gleich morgen wagen,
bemühn der frühen Stunde Gunst,
und kaum dass es beginnt zu tagen,
soll mir was dämmern für die Kunst!

Doch halt – ich müsst es besser wissen!
Kann sein, dass ich das Ding verpass.
Wie oft kam ich nicht aus den Kissen,
weil auf den Wecker kein Verlass!

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