Rüstige Rentner

Ein Rentner, rüstig noch an Leibe
und noch von geistiger Potenz,
sucht, dass die Zeit er sich vertreibe,
sich gern noch einen zweiten Lenz.

Und wenn ihm durch sein spätes Balzen
noch mal ein großer Wurf gelingt,
kann er mit einem Weibchen walzen
im Abendrot, das sacht verklingt.

Doch wer nicht zum Charmeur geboren,
der bis zuletzt die Herzen bricht,
muss wohl im eignen Safte schmoren,
auch wenn ihn noch der Hafer sticht.

Da heißt’s dann fleißig sublimieren,
was da an Lust noch heimlich gärt,
und sich an andrem delektieren,
das einem leidlich Trost gewährt.

Zum Glück gibt’s mille Möglichkeiten,
man greif nur in den vollen Topf:
sei‘s Jogging, sei es Ponyreiten,
Mikado oder Doppelkopf.

Auch kann Geselligkeit man pflegen
im Wander- oder Sportverein
sowie sich auf die Kunst verlegen
mit Pinsel auf Papier und Lein.

Doch wolln wir die auch nicht vergessen,
die gern verweiln beim Gerstensaft,
um literweise auszumessen
der Altersblase Fassungskraft.

Wie viele aber der Gestalten,
die unter Palmen promeniern,
es so als frohe Zecher halten,
soll uns nicht weiter int’ressiern.

Hier lediglich in eigner Sache
ein Hinweis zu dem Phänomen:
Dass ich so fleißig Verse mache,
kann ja als Hobby bloß geschehn.

Müsst ich mein Brot damit verdienen,
das Hungertuch wär mir gewiss,
denn statt der funkelnden Zechinen
erhielt als Lohn ich wohl Verriss.

Drum kann ich fröhlich dilettieren,
Gewinn ist nicht mein A und O.
Muss keine Rezensenten schmieren –
die Rente reicht ja grade so.