Sauwohl

Geht’s euch auch so in manchen Stunden,
dass ihr dem Leben nicht mehr grollt
und an die ausgeteilten Wunden
euch lieber nicht erinnern wollt?

Was könnte euch darin bestärken?
Die Einsicht, dass dem Hier und Jetzt,
ob in Gedanken oder Werken,
nur eine kurze Frist gesetzt?

Und eher freudig zu genießen
die raschen Tage ihr geneigt,
die unerbittlich euch zerfließen
wie Rauch, der in den Himmel steigt?

Vielleicht hat auch ‘ne neue Liebe
die Lebenslust euch wachgeküsst,
dass ihr dem friedlichsten der Triebe
auf Wolke sieben folgen müsst?

Auch ein Gewinn kommt hier in Frage,
das große Los – und sorgenfrei,
Finanzen satt mit einem Schlage,
und tschüs, du Pfennigfuchserei!

Genauso gut könnt ich mir denken,
dass sonst wie ihr das Glück erwischt,
vielleicht auf harten Studienbänken,
wo nach Diplomen ihr gefischt?

Nach Jahrn, da Masche ihr für Masche
zum Netz der Wissenschaft gereiht,
habt ihr nun endlich in der Tasche
den Schein, der nach Karriere schreit.

Und sicher nicht nur irgendeine,
Maloche für ‘nen Hungerlohn,
nein, eine anspruchsvolle, feine
mit Schreibtisch und mit Telefon.

Vielleicht seid ihr auch alte Hasen
in einem ehrbaren Geschäft,
wo manchmal euch mit derben Phrasen
der Leitwolf aus dem Schlummer kläfft.

Der aber plötzlich, welch ein Wunder,
euch kräftig anhob das Salär,
dass ihr gejubelt: Weg den Plunder,
und endlich neue Möbel her!

Indes will ich nicht weitergrübeln,
es gibt ja Gründe noch und noch,
dem Schicksal mal nicht zu verübeln,
dass es uns anhängt wie ein Joch.

Um mich nicht einfach wegzustehlen
hier durch der Verse Hintertür,
will ich doch rasch euch noch erzählen,
wie ich mein Freudenfeuer schür.

(Wohl werden’s einige erahnen,
die öfter schon den Blick gesenkt
auf meine Zeiln, Gedankenbahnen,
wie sie vom Herzen ja gelenkt.)

Nun, Friede, Freude, Eierkuchen
ich immer schon am Abend fand,
steck, Abstand von der Welt zu suchen,
den Kopf ich in den Musensand.