Schön verbaut

Schön verbautGewiss nicht grade hübsch zu nennen,
was Städteplanern so gefiel –
die Bauten rings hier Welten trennen
von Kunstgeschmack und gutem Stil.

Ensembles nicht erlesner Mauern,
zu schmeicheln unserm Schönheitssinn,
nein, Blümchen eher, die versauern
und welken jüngferlich dahin.

Indessen als des Hauses Wappen
veracht man die Fassade nicht!
Es reicht nicht, Klinker draufzupappen,
und fertig ist das Mondgesicht!

Die gelben und die grauen Töne,
die streiten um den Vortritt hier.
O dass ich niemals mich gewöhne
an so’n anämisches Quartier

Und an der Klötze Langeweile
in ihrem kubischen Kalkül
von dieser halben sünd’gen Meile
bis zu des Domes Chorgestühl!

Sollt man ein Prädikat verleihen
der hies’gen Drachentöterflur,
man müsste als der Welt es weihen
vererbte Mörtel-Unkultur.

Drum Klappe zu und aus der Ofen,
Rom hat gesprochen, Fall gelöst,
ein Viertel, wie gemacht zum Pofen,
weil man bei Licht sich daran stößt?

Wie heißt es? In der kleinsten Hütte
bleibt doch noch immer Raum genug.
Was ich mit Spott hier überschütte,
es hemmt nicht den Gedankenflug.

Die Fantasie spannt ihre Flügel,
und wär sie in Beton gezwängt.
Dem Geist ist alles Feldherrnhügel,
von dem er seine Schlachten lenkt.

Die Bude seht, in der ich hause
inmitten dieser Häuserreihn:
Ruine, Schuppen, Klitsche, Klause –
und doch ein Turm aus Elfenbein!

 

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