Schufterei

SchuftereiDas will mir so’n Berufsbild scheinen,
auf das man nicht studieren kann.
Berichtigt mich. Ich möchte meinen,
da braucht es eh’r ‘nen Selfmade-Mann.

Investor kann man wohl nicht lernen.
Man wird es oder wird es nicht.
Gebäude kaufen und entkernen:
In keinem Studienfache Pflicht.

Vermutlich ist so’n Mensch geboren
für dieses schwierige Metier –
so wie fürs Fleisch die Karnivoren,
so er fürs dicke Portemonnaie.

Und dieses immer prall zu halten,
den Bogen hatte früh er raus:
Das Taschengeld von seinen Alten
trug zinsfroh er der Bank ins Haus.

(Musst er sich Bontjes drum verkneifen?
I wo, war keineswegs der Fall!
Er braucht’ nur kräftig zuzugreifen
bei seinen Kumpels überall.)

Dass Arbeit auch das Geld verrichte,
wenn es nicht faul im Sparstrumpf liegt,
ist was statt Mathe und Geschichte
er von der Schule mitgekriegt.

Man nimmt es lieber aus der Lade
und wählt ein lohnendes Objekt,
das, auch mit steuerlicher Gnade,
mehr einbringt als man reingesteckt.

Am lukrativsten sind die Sachen,
die sich um Stein und Erde drehn.
Mit Bau’n und Buddeln Reibach machen,
das kann im Grunde schief nicht gehn.

So danken wir den Investoren
den Fortschritt, den man dringend braucht:
Hier’n Baumarkt, da, im Grün verloren,
ein Schornstein, der für jene raucht.

Hier’n Einkaufszentrum, das inmitten
sich eines früh’ren Dorfs erhebt,
da ein Hotel, das unbestritten
die Landschaft irgendwie belebt.

Natürlich auch Büropaläste
in bester Lage, Innenstadt,
und tilgend die histor’schen Reste
für immer vom Katasterblatt.

Heißt: Kubisch-funktionale Formen
ersetzen das vertraute Bild,
wobei statt der ästhet’schen Normen
nur des Profits Primat noch gilt.

In Stadt und Land hört man erschallen
der Abrissbirne Glockenschlag
und Gläub’ger auf die Knie fallen
vor ihrem Götzen, dem Ertrag.

Was braucht Soldaten es und Waffen,
die Welt allmählich zu zerstörn?
Man kann’s auch per Rendite schaffen.
(Hiergegen, Raffkes, gern empörn!)

 

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