Sprichwörtlich

SprichwörtlichLängst haben Lügen lange Beine –
das alte Sprichwort gilt nicht mehr.
Ja, die Gesellschaft, grad die feine,
nimmt’s mit dem Flunkern nicht so schwer.

Gehört schon fast zum guten Tone,
dass man den Staat um Steuern prellt,
zumal der jedem Al Capone
ein Schlupfloch notfalls offenhält.

Gehört zu den Gepflogenheiten
von Banken, fröhlich zu frisiern
Bilanzen; den Verlust bestreiten
die Bürger, die korrekt agiern.

Gehört zu dem Geschäftsgebaren
von manchem Fertigfraßkonzern,
schön aufzupäppeln seine Waren
mit Stoffen, die gesundheitsfern.

Gehört zum Credo der Parteien,
den Schwur zu leisten vor der Wahl,
für alles Kohle auszuspeien –
und hinterher: Ihr könnt uns mal!

Der Wahrheit gibt man nur die Ehre,
wenn ohnehin die Hütte brennt
und mindernd seiner Strafe Schwere
man seine Untat „frei“ bekennt.

Ganoven je in ihren Welten,
ich werfe sie in einen Topf.
Dies Sprichwort aber lass ich gelten:
Der Fisch, der stinkt vom Kopf.

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