Stilles Wasser

Stiller OzeanSo reglos hat es heut gelegen,
so lakenmäßig knitterfrei,
so unbehaust von Wellenschlägen,
als ob ein Meer es gar nicht sei.

Eh`r glich es jenen stillen Weihern,
die ewig ohne Ebb und Flut
und die mit Lidern, blass und bleiern,
verdösen ihre Mittagsglut.

Hätt nur gefehlt noch Entengrütze
und Schilfrohr irgendwo am Rand,
man hätte seine Schiffermütze
wohl zum Klabautermann gesandt.

Indes auch unsre Möwen mieden
die unbewegte Wogenflur,
als ob sie in dem faulen Frieden
verlören ihrer Beute Spur.

Sie hockten auf dem schmalen Streifen
von grauem, grobem Ufersand
und ließen ihre Blicke schweifen
in dunst`ge Weiten unverwandt.

Doch war kein Kutter wo zu sichten,
der mit dem Tagesfang im Schapp
den Bug zur Mole mochte richten,
dass man von dem ein Häppchen schnapp.

Nur eine einz`ge große Fläche,
die eingeebnet, abgeflacht,
und schimmernd wie Millionen Bleche
bis wo die Kimm `ne Biege macht.

Und nicht mal mit `nem leichten Fächeln
gefiel`s den Winden da zu wehn –
die Sonne konnt ihr schönstes Lächeln
im blanken Meeresspiegel sehn.

Ja, wär es nicht in diesen Breiten,
in die es Fröste kaum verschlägt,
man hätt versucht ihn zu beschreiten,
zu testen, ob das Eis schon trägt.

War dies das atemlose Schweigen,
bevor er brüllt, der Donnergott?
Nein, nur im Jahreszeitenreigen
ein kleines Schrittchen aus dem Trott.