Strandersatz

Ein bisschen hat jetzt eingezogen
der Sommer seinen stolzen Schwanz;
die Hundstagshitze ist verflogen
samt Mücken im Moriskentanz.

Gefallen ist das Thermometer,
und sei’s auch nur um zwei, drei Grad –
ein Anfang, aber wenig später
läuft schon der Herbst im Hamsterrad.

Der Strand, wo eben Menschenmassen
sich an der Brandung noch erfrischt,
er liegt jetzt einsam und verlassen
im rauen Atemzug der Gischt.

Verschwunden sind die Badegäste,
die jedes Sandkorn okkupiert –
Sardinen, Leib an Leib gepresste,
in Sonnenölen konserviert.

Nur hier und da noch ragt der Schatten
von Anglern aus dem Ufersaum,
im letzten Dämmerlicht, im matten,
verschwimmend mit dem Meeresraum.

Wo aber sind sie abgeblieben,
die hier gehaust mit Sack und Pack
und ihrem ganzen Schwarm von Lieben
zum Schmausen und zum Schabernack?

Hat sie der Kater überkommen
nach übermäß’ger Fröhlichkeit,
dass Wolle sie zur Hand genommen
und stricken nun am Winterkleid?

I wo! Man muss die Feste feiern,
so wie sie falln – das Motto zählt!
Und notfalls auch an stillen Weihern,
wo es an bunten Vögeln fehlt.

Noch immer steht die Sonne Pate,
doch jetzt mit abgeschwächter Kraft:
Man sitzt bis spät vor seiner Kate
und plaudert mit der Nachbarschaft.

Und schwärmt auch in die Strandlokale,
die eins sich an das andre reihn,
zu einem zünft’gen Abendmahle
in wohlig weichem Lampenschein.

Auch draußen sieht Gestalten schweigend
versammelt man an manchem Tisch,
die Köpfe übern Teller neigend
mit Tapas oder Tintenfisch.

Und wie in Andacht tief versunken
vor ihrem üppigen Gericht,
wird da gegessen und getrunken,
als gäbe es das Jüngste nicht.

Sie haben recht, die guten Leute,
was hätten sie zu fürchten noch?
Gott? Der macht keinem Angst mehr heute.
Dann eher wohl ‘nen schlechten Koch!