Streitkultur

StreitkulturDie große Lust, sich totzubeißen,
liegt ihnen immer noch im Blut,
den Wesen, die sich Menschen heißen
als sinnverwandt mit herzensgut.

Lass über Meer und Erde streifen
den Blick von höh`rer Warte aus,
um aus der Ferne zu begreifen
den Bruderzwist im Hinterhaus!

Da wuseln sie zu Millionen,
die Körper käferhaft verkeilt,
im Schlachtgetümmel wie die Drohnen,
die pflichtgemäß der Tod ereilt.

Und eh sie sich den Garaus machen
zu mannigfachem Exitus,
zur Weißglut sie den Hass entfachen,
der derart sich entladen muss.

Da helfen Fäuste in die Fresse,
da hilft ein wohlgezielter Stich,
ein Angriff in der Pöbelpresse
auf „Hunde“, die ganz fürchterlich.

Auch Bomben bestens sich bewähren,
die Leidenschaft zu eskaliern –
im Maß, wie sich die Opfer mehren,
sie Gegenopfer produziern.

Ein Wahnsinn, der nicht mal Methode
im Oberstübchen wo verrät,
nur dass als böser Antipode
man blind sich an die Gurgel geht.

Exempel kann ich mir ersparen –
die Medien sind voll davon.
Man liegt global sich in den Haaren
vom Kreml bis zum Pentagon.

Und alle haben gute Gründe,
fundiert in der und jener Schrift:
Die Missetat gilt nicht als Sünde,
sofern sie nur den andern trifft.

Wobei dies „Anders“ notabene
so eng wie möglich ausgelegt,
zum Beispiel (das ich Swift entlehne)
wie man ein Ei zu köpfen pflegt.

Das Tier, dem kein Verstand gegeben,
verhält sich klüger allemal.
Es frisst nur, um zu überleben –
das andre ist ihm schietegal.