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Perfekter Abgang

Nicht jedem hat’s der Herr gegeben,
dass er mit ungebrochner Kraft
sein anspruchsvolles Arbeitsleben
vom Lehrling bis zum Rentner schafft.

So mancher, der als Geistesrecke
in Topform auf die Piste ging,
erwies sich schon auf halber Strecke
als ausgemachter Kümmerling.

Bei andern zeigt sich dieser Makel
erst kurz vor dem ersehnten Ziel –
ein eher flüchtiges Spektakel,
Befund auch hier indes: debil.

Da hatt ich also ‘nen Kollegen,
dem gern man Texte anvertraut,
bis unbekannter Gründe wegen
mental er plötzlich abgebaut.

Doch weil er einst Talent besessen
und manchen klugen Satz ersann,
ließ man das Gnadenbrot ihn fressen
wie’n Gaul, der nicht mehr ackern kann.

Man gab ihm hier und da ‘ne Sache,
die seinen Grips nicht überstieg,
dass er als alter Fuchs vom Fache
nicht auf der Bärenhaut nur lieg.

Damit kam er denn auch zurande
bis hin zum leidlichen Produkt,
und eh man’s schickte in die Lande
hat wer noch einmal draufgekuckt.

So weit, so gut. Indes der Faden,
der ungern die Geduld nur flieht,
nimmt irgendwann doch einmal Schaden,
wenn man zu heftig daran zieht.

Und da man ihm die Rechte reichte,
nahm er die Linke gleich dazu –
erbat sich nur das Kinderleichte,
die Kinken aber für die Crew.

So ist es zum Eklat gekommen.
Er wälzte einen Auftrag ab.
Der Chef ihn sich zur Brust genommen:
Der ging an dich, nun komm in Trab!

Der Gute aber schlich nach Hause
und meldete sich sterbenskrank.
Und erst nach langer Sendepause
ein Lebenszeichen, Gott sei Dank.

Er schickte, „endlich nun genesen“,
die blabla besten Grüße her.
„Kollege, der er einst gewesen,
jetzt frisch gebackner Pensionär“.