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Gemischte Promenade

Als ich, mein Fahrwerk zu erproben,
flott angesichts des Strandes schritt,
hat eine Bank mich jäh enthoben
der Schwere, die mein Schenkel litt.

Behäbig drauf ich niedersackte
und ruckelte bequem mich hin,
soweit der Holzbau, der vertrackte,
noch zuließ einen Lustgewinn.

Als Ausgleich für die harte Lehne,
die rüde in den Rücken stieß,
bot sich dem Auge eine Szene,
die nichts zu wünschen übrig ließ.

Da lag das Meer in ganzer Breite
und ganzer Tiefe ausgespannt,
den Horizont zur einen Seite,
zur andern Berg- und Hügelland.

Und funkelte aus vollem Herzen
und blinkte ohne Rast und Ruh,
als reichte heimlich Wunderkerzen
ihm Neptun aus der Tiefe zu.

Der Himmel blau. Und nur am Ende,
wo er die Erde sacht umfängt,
war ihm als Gürtel um die Lende
ein Wolkenschleier angehängt.

Davor schob, langsam wie ‘ne Schnecke
auf ihrer schleimig-feuchten Spur,
unmerklich beinah sich vom Flecke
ein Kreuzfahrtschiff auf Städtetour.

Indes der Kutter nah der Küste,
des Netz sich von Sardinen bauscht,
dass er des fetten Fangs sich brüste,
mit Volldampf in den Hafen rauscht.

Ein Anblick, schwerlich nur zu toppen.
Und viele dachten ebenso –
statt Fernsehn oder Kartenkloppen
Besuch im Promenaden-Zoo.

In Käfigen, die unverschlossen,
man seine Wanderlust bewies,
in Lüften, die man nie genossen
im muffigen Büro-Verlies.

Vom Job erlöste Pensionäre,
die keinen Boss mehr auf dem Hals
und gern mal ihre Pflichtenleere
befülln mit Seniorenbalz.

Doch gab’s auch frischere Gestalten
in diesem steten Hin und Her –
so Kinder, die noch Händchen halten,
beim Erstkontakt mit Strand und Meer.

Und wenn sich dann die Mütter trafen
an Palme sieben irgendwann,
gewiss, dass über ihre Braven
ein reger Austausch sich entspann.

Kann auch bei Bellos leicht passieren –
doch bin ich nicht genug kokett,
dass Frauchen beim Vorbeiflanieren
den Kenner ich gegeben hätt.

Gelegenheit war schon vorhanden,
doch hielt ich höflich meinen Mund –
als trotzdem plötzlich stillgestanden
drei Schritte weiter Frau und Hund.

Man führt den Liebling an der Leine,
doch zügelt ihm nicht die Natur:
Jäh spreizt er seine Hinterbeine
und ziert ein Häufchen den Parcours.

Mit einem Tuch greift sie den Ballen
und tütet ihn zum Wegwurf ein.
Ich nahm es auf mit Wohlgefallen:
Die Dame war sich nicht zu fein!