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Fortbewegung

fortbewegungWenn ich zu Fuß nach Süden schritte
drei Stunden lang von meinem Haus,
ich käme wohl von Hamburg-Mitte
noch nicht mal ganz aus Harburg raus.

Doch würd ich, statt dahinzutrampeln
auf Sohlen, in der gleichen Zeit
per Fahrrad mich darunter strampeln,
wär in der Heide ich schon weit.

Nähm ich indessen ‘ne Karosse,
die beinah die zweihundert packt,
wär ich im Stammland schon der Bosse,
die da einst Kohle eingesackt.

So kommt man also von der Stelle
in einer festgesetzten Frist
mal sutje und mal auf die Schnelle
im Maße, wie mobil man ist.

Kurzum, man muss ‘nen Flieger wählen,
geht man zur Heimat auf Distanz,
denn nur wo Bonus-Meilen zählen
entfernt man rasch sich außer Lands.

Zu Fuß nicht mal in Horst gelandet,
drei Hüpfer von der Türe weg,
geflogen schon vom Meer umbrandet
am Sonnenküsten-Urlaubsfleck!

Was immer auch dahin wir schleppen –
das Wetter kommt nicht mit an Bord.
Es wissen selbst die Reise-Deppen:
Das kriegen gratis sie vor Ort.

Und keine bill’ge Massenware,
die kaum drei schlappe Stunden hält
und schon um ein’ge Millibare
ins Regenreich der Tiefe fällt!

Beweis: Seit dieser vollen Woche,
die ich inzwischen hier schon haus,
leid ich nur unterm süßen Joche
der Sonne und des Himmelblaus.

So hab ich also in drei Stunden
gewalt’ge Räume überbrückt
und eine Welt dabei gefunden,
die mich auf ihre Art entzückt.

Doch gar nicht erst die Flügel heben
aus seinem angewärmten Nest,
das hieß an einer Wiege kleben,
die uns nicht raus ins Leben lässt.

Entfernung? Gar nicht mal so wichtig.
Ob große oder kleine Fahrt:
Natur ist nicht gebührenpflichtig –
doch immer schön auf ihre Art.