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Kerzenwechsel

Was wären festliche Momente
samt ihrem Echo im Gemüt,
wenn nicht auch eine Kerze brennte,
die still und heimelig verglüht!

Mag klein und schwächlich auch erscheinen
das Flämmchen, das im Wachs versinkt,
‘nen Stern zu sehen wir vermeinen,
der Licht in Nacht und Dunkel bringt.

Und wie im All so auch hienieden
im Minikosmos namens Hirn,
um uns Gedanken, ungeschieden,
zu Dichterworten zu entwirrn.

Ein Fetisch, könnte man auch sagen,
der sich seit Jahren schon bewährt,
im Geiste mich dahin zu tragen,
wo Pegasus sein Heu verzehrt.

Die Flämmchen sich ja immer gleichen
nicht anders als die Dochte auch,
doch bei dem Wachs, dem butterweichen,
ich manchmal einen Wechsel brauch.

Zuletzt ‘ne kleine weiße Knete
in einem Plastiksarkophag,
wie man zur Allerseelen-Fête
auf Gräbern ihn wohl finden mag.

Jetzt aber eine Vertikale,
‘ne Säule, die nach oben strebt
und ihre Basis, ihre schmale,
zu einem schlanken Schaft erhebt.

Aus Marmor ist sie nicht gehauen
und auch geschliffen nicht und glatt,
doch woraus unsre Bienen bauen
den Lütten ihre Liegestatt.

Und gleicherweise honigfarben,
was ihre Herkunft schön belegt,
die Rinde übersät von Narben,
die wabenförmig eingeprägt.

Das ist nicht die genormte Ware,
die auch im Supermarkt ich krieg,
wo eins, zwei, drei ich Groschen spare,
wenn auf Ästhetik ich nicht flieg.

Ich hab sie als Geschenk bekommen,
ein Dutzend, wechselnd aufzustelln.
Sie werden mir, bis sie verglommen,
wohl noch so manchen Vers erhelln.