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Familienglück

Wenn wir so unsrer Wege gehen,
egal wozu, woher, wohin,
dann mag uns nicht nach Wundern stehen
der nüchtern-bürgerliche Sinn.

Der doch die Welt, die sich da breitet,
nie aus den Augen ganz verliert
und was so an Passanten schreitet
mit wachem Geiste registriert.

Besonders wenn um ihre Beine
ein Kindlein ausgelassen hüpft,
das wie ein Hündchen an der Leine
sein Los an das der Großen knüpft.

Beobachtung in vielen Fällen:
Da hastet hechelnd wer voran,
ohne aufs Kind sich einzustellen,
das nur mit Mühe folgen kann.

Ja, manchmal zerrt das zarte Wesen,
als ob es eine Karre wär,
im Sauseschritt der Polonaisen
am langen Arm man hinterher.

Oft mit dem Vorwurf noch verbunden:
„Dass du nur immer trödeln musst!“
Womit der Schuldige gefunden
für jede Art von Mutterfrust.

Und öfter ist die Ausdrucksweise
in dieser Kommunikation
der meistens auch nicht grade leise
verächtliche Kommandoton.

Schon alles? Nein, beim Weiterschweifen
nehm ich noch viel zu Protokoll –
Megären etwa, wie sie keifen
ihr angstverstörtes Mündel voll.

Auch Eltern, permanent belehrend
ihr Kind, das frisch und fröhlich denkt,
und so die Fantasie verzehrend,
die ihm die größte Freude schenkt.

Gekoppelt vielfach mit Verboten,
die man nicht zu erläutern pflegt,
sondern im Stile von Despoten
dem „Schützling“ einfach auferlegt.

Muss manches sich gefallen lassen,
so’n Wurm, dem ja nichts übrig bleibt,
als der Person sich anzupassen,
die oftmals ihn zu Tränen treibt.

Und das noch unter Maskerade –
man hält sich öffentlich bedeckt:
Wer weiß, was hinter der Fassade
der eigenen vier Wände steckt?

Hör ich denn hintern Mauersteinen,
wo dumpf es durch die Ritzen quillt,
von Zeit zu Zeit nicht Kinder weinen
und einen Sabbel, der sie schilt?

Warum, zum Teufel, Kinder zeugen,
wenn man sie nur als Last begreift?
Bloß um sie unters Joch zu beugen
von Pflaumen, die nicht ausgereift?

Und keiner will dem Schwachsinn wehren,
denn Vögeln ist ein Menschenrecht,
dass anstandslos sogar vermehren
die Rabenmütter ihr Geschlecht.

Ja, selbst die an der Nadel hängen
oder sich sonst wie ruiniern,
die Lust auf Nachwuchs nicht verdrängen,
und sollten sie ihn infiziern.

Nanu! Hat man in weiten Kreisen:
Beamter, Bäcker, Internist,
die Pflicht nicht, erst mal nachzuweisen,
dass man dazu befähigt ist?

Doch beim Zerbrechlichsten auf Erden,
das doch die Zukunft wuppen muss,
reicht ähnlich wie bei Ziegenherden
der erste beste Koitus!

Und eine Menge Mütter, Väter,
entsetzt vom späten Widerhall,
rächt sich mit ewigem Gezeter
(„Du, du!“) an diesem „Unglücksfall“.