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Macht was her

Er pflegt Kontakt zu höchsten Kreisen.
Man setzt ihn nirgends vor die Tür.
Muss seine Würde nicht beweisen –
sein bloßer Name bürgt dafür.

Er fühlt sich wohl in seiner Rolle.
Er liebt es, wenn man ihn hofiert,
liebt Sitzungen und Protokolle,
in denen man ihn oft zitiert.

Wie majestätisch kann er schreiten,
wie kühn reckt er sein Haupt empor
und schaut prophetisch in die Weiten
wie kaum ein Seher je zuvor!

So sticht er glücklich aus der Menge,
die fast ihn übersehen hätt,
und macht das Manko seiner Länge
mit ausgeprägten Gesten wett.

Und auch mit seiner Wunderwaffe,
dem Füller mit dem prallen Lauf –
sei’s Unterschrift, sei es Paraphe,
mit goldner Tinte trägt er auf!

Versteht sich, dass er seine Leute
mit väterlicher Strenge führt –
zwar spricht er nicht von Hundemeute,
doch mag’s, wenn er Gehorsam spürt.

Das gilt auch fürs Familienleben,
Verhalten: Pascha oder Pfau,
dem Junior manchmal eine kleben,
den Marsch mal blasen seiner Frau.

Mehr kann man praktisch nicht erreichen,
das Schicksal hat es gut gemeint,
und wird er einst vom Acker schleichen,
wird er im Kirchenblatt beweint.

Da kann man eigentlich nur hoffen,
dass auch noch dies ihm zuerkannt:
Der einz’ge Wunsch, der ihm noch offen –
ein Stückchen Blech am Ordensband.

Er bräucht nur einen Wegbereiter,
der für die Ehre ihn benennt:
„Verdienst“, „Gemeinwohl“ usw. –
als Dackelzüchter-Präsident.