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Kunst im Haus

Längst war mir diese leere Stelle
an meiner hohen Stubenwand
ein Dorn im Auge, eine Quelle
des Grübelns für den Kunstverstand.

Da muss was hin, so der Gedanke,
der öfter mir ans Schienbein trat –
doch wenn an irgendwas ich kranke,
dann am Entschluss zur raschen Tat.

Reicht es, ein Poster hinzupappen
auf den papiernen Untergrund
mit einem saubren Leinenlappen
wie’n Puder auf den Po, der wund?

Nein, sollte doch solider werden:
ein Druck von ein’ger Qualität,
um nicht den Leumund zu gefährden,
der mit den Pixeln fällt und steht.

Doch dieser Tage, stark beflügelt
von Lilchen, meinem guten Geist,
hab ich nicht mehr nur rumgeklügelt,
sondern gezeigt, was handeln heißt.

Urplötzlich war‘n Motiv gefunden
aus allen, die mir lange lieb,
das wie ein Doktor seinem Kunden
ich meiner bleichen Wand verschrieb.

Ich will’s ein bisschen spannend machen
und mit der Tür ins Haus nicht falln,
vielleicht den Ehrgeiz auch entfachen,
die Sache von allein zu schnalln.

Kein Drama, keine Leidenschaften,
dass ächzend sich die Leinwand biegt –
nur stilles An-der-Scholle-Haften,
die reglos in der Sonne liegt.

Vom Vordergrund führt eine Schneise
gemütlich weiter in die Flur,
mit Kohl bepflanzt nach alter Weise
in Reih und Glied wie an der Schnur.

Und Büsche rechts und links begrenzen
den Blick auf dieses Stückchen Land,
in dessen Mitte golden glänzen
die Ähren hoch am Wegesrand.

Ein Acker, Raum und Zeit enthoben
als eines Sommertags Symbol,
und selbst die Haufenwolken droben
fahrn harmlos nur ins Blaue wohl.

Genug, den Meister zu erraten,
der hier sein Stühlchen aufgeklappt
und mitten unter blühnden Saaten
die Luft des „freien Lichts“ geschnappt?

Nein? Dann ringt weiter nicht die Hände.
Zur nächsten Strophe übergeht,
wo schließlich noch zum guten Ende
des Bilderrätsels Lösung steht.

Kornfeld bei Argenteuil der Titel.
Entstanden 1-8-7-3.
Ein völlig neues Kunstkapitel.
Alfred Sisley hiermit dabei.