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Ein schmutziges Geschäft

Die unsern Staat und uns regieren,
was ist das für ein Menschenschlag?
Was mag sie wohl prädestinieren
fürn Sitz auf dem Areopag?

Sind es vielleicht gar die Geschöpfe,
an die schon Plato einst gedacht,
die klugen Philosophenköpfe,
aus denen Könige man macht?

Nein, Weisheit scheint nicht zu beflügeln
des Strampelnden Karrierebahn.
Anstatt des Brägens, um zu klügeln,
braucht er ein kräftiges Organ.

Ad eins, Kommandos auszuschreien
an die an seinem Gängelband
und zweitens in die hintren Reihen,
falls er auch da schon Hörer fand.

Ein dickes Fell und Siegeswille
als weitere Erfordernis –
sonst hätt er vor der bittren Pille
schon des Terminkalenders Schiss.

Der ist so völlig zugekleistert
mit Dingen, die der Rede wert,
dass nur ein Supermann ihn meistert,
ein Workaholic, Arbeitspferd.

Der Tag hat vierundzwanzig Stunden
und reichen vorn und hinten nicht
für einen, der so eingebunden
in jede außer Ehepflicht.

Und während seine Angetraute
den Arbeitslosen Socken strickt,
wird Kaffee ihm, der stark gebraute,
zur nächsten Konferenz geschickt.

Was muss er nicht auch alles wuppen!
Hier Reden, da ‘ne Diskussion,
Gespräche stets bis in die Puppen
per Sicht oder per Telefon.

Daneben Akten noch studieren,
Vermerke lesen samt dem Rat,
wie’s angezeigt ist zu marschieren
auf sicherem Entscheidungspfad.

Und tausend Mal was unterschreiben,
ein Federstrich gibt grünes Licht.
Dann kann wer seinen Plan betreiben
und umgekehrt auch eben nicht.

Auch gilt es in die Bütt zu steigen
bisweilen vor dem Parlament,
vorzüglich um sich selbst zu zeigen
als unentbehrlich kompetent.

Desgleichen vor den Basisgliedern,
den stillen Stützen der Partei,
die ihn mit Beifall so befiedern,
dass er zum Häuptling tauglich sei.

Soll das man hinterm Berge halten?
Schon tummelt sich sein Pressechef,
um eine Meldung zu gestalten
mit „Großer Jubel“ als Betreff.

Die prüft er kurz auf Herz und Nieren,
und wenn er ihr sein Plazet gibt,
darf sie ihm medienweit testieren,
dass nichts er als die Menschheit liebt.

Zum Beispiel dass bei Katastrophen
er sich nicht feig dem Schicksal beugt,
sondern, sei’s Vechta, sei’s Vilshofen,
sofort Betroffenheit bezeugt.

Ein Beileidsspruch und Händeschütteln –
und schon zeigt er den Hintern her,
wegeskortiert von seinen Bütteln:
Gorillas und ‘nem Sekretär.

So ein Hans Dampf in allen Gassen
hat schließlich nur begrenzte Zeit
und muss sich umso kürzer fassen,
je mehr im Staat zum Himmel schreit.

Gern gibt er sich als Landesvater,
der stets sich um die Kinder sorgt
und stärker als ein Hörstuhl-Pater
die Lauscher ihren Nöten borgt.

Sympathisch also seine Züge?
Für den, der auf die Wahrheit spuckt.
Denn rasch entlarvt die fromme Lüge,
wer hinter die Kulissen kuckt.

Das Volk: ‘ne bloße Marionette,
die er geschickt an Fäden zieht,
dass sie befolgt wie um die Wette,
was ihr befohlen Glied um Glied.

Der wird er nur die Schnüre schmieren,
wenn einmal sie zu reißen drohn,
um die Figurn nicht zu verlieren,
die blind ihm sichern seinen Lohn.

Die sehn ihn denn auch gerne siegen,
ist die Vierjahresfrist vorbei,
dass er mit Finten und Intrigen
sich weiter fördert samt Partei.

Von Einfalt und von Raffinesse
ein Ehebund zur linken Hand –
sie knabbert Brot mit Brunnenkresse,
er schlürft sich voll am Austernstand.

Mit Heucheln, Halbwahrheit und Lügen
kriegt er das Volk noch immer rum.
Nichts leichter auch, es zu betrügen –
er selber hält’s ja möglichst dumm.

Ihr werdet doch Lord Acton kennen?
Sein Diktum kommt mir grade recht:
Die, die wir große Männer nennen,
sind vom Charakter her meist schlecht.