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Teilweise paradiesisch

Der Urlaub und die süße Stille,
die dem Gestressten er verheißt –
‘s ist längst der Seele Wunsch und Wille,
dass sie an diese Küste reist.

Kann ihr was Besseres passieren?
Von Schnee und Regen keine Spur.
Hier scheint die Sonne … zu regieren
beharrlich über Flut und Flur.

Und treibt selbst an den Wintertagen
noch manche Blüte aus dem Busch –
Hibiskus sieht man feurig ragen,
Trompetenblumen hängen: Tusch!

Das Meer, bis an die Kimm und weiter
ein ewig zuckendes Reptil,
gibt sich hier friedlich meist und heiter
und bäumt bedrohlich sich nicht viel.

Wenn Paradies nicht, dann Idylle.
Und der betagte Wandersmann,
dass seinen Traum er sich erfülle,
er siedelt sich hier fröhlich an.

Doch bleibt nicht ungetrübt die Freude,
wie alles seine Kinken hat –
die Nachbarn im und ums Gebäude,
sie setzen oft die Stille matt.

Die Straße, die sich schnurgerade
entlang der Meeresküste zieht,
empfiehlt sich dem bereiften Rade
als ideales Renngebiet.

Den Gang hier möglichst höher schalten
und volle Pulle ins Pedal,
um seine Kiste zu entfalten
zum Gipfel der Umdrehungszahl!

Die lässt sich das nicht zweimal sagen
und zieht miteins gewaltig an,
dass ihren Motor vor Behagen
man weithin heulen hören kann.

Doch auch der Strand, der als Oase
der Ruhe schlechterdings mir galt,
entpuppte sich in mancher Phase
als Quell akustischer Gewalt.

Lokale, die sonst friedlich schlummern
im Küchendunst von Speck und Öl,
sie lassen samstags Bässe wummern
zu eines Barden Pop-Gegröl.

Wer zu beschaulicher Lektüre
an diesem Tage sich bequemt,
dem hätten Wagner und „Walküre“
nicht wirksamer das Hirn gelähmt.

Ja, selbst die abonniert auf Frieden,
die Kirche drüben macht Verdruss,
wenn sie die Klöppel schwingt hienieden
für Messe oder Angelus.

Doch ist das alles noch nichts gegen
das hausinterne Potenzial,
das tausendfach mit Hammerschlägen
dem Donnergott die Schau schon stahl.

Und um ihn noch zu übertönen
mit Lärm, der an die Nieren geht,
lässt öfter man ‘nen Bohrer dröhnen,
der noch spätabends Löcher dreht.

Genügend Gründe, umzutauschen,
was man so fehlerlos mir pries?
Im Bett nachts, wenn die Wellen rauschen,
erwacht der Traum vom Paradies!

Fettnäpfchen

Alles in ButterWenn mich nicht alles täuscht, o Mann,
hat nie so ‘n Becher wer besungen.
Ich habe lang mit mir gerungen:
Jetzt aber endlich nichts wie ran!

Der Becher also, der da steht –
wie kann man nur so schwach beginnen!
Da will er ja gleich Land gewinnen,
der Kunstfreund, der hier reingerät.

Der Becher, wie er würdevoll –
nun ja, hat reichlich Schmer geladen,
gibt wandelnd auf des Möllners Pfaden
ein Schalk vielleicht zu Protokoll.

Wenn träumend ich hinüberschau –
was glaubst du, was die Leser denken?
Dass im Begriff du bist zu schenken
dein Herzblut einer Superfrau.

O seines Deckels Kronengold –
hör auf, barockes Zeug zu schwätzen,
dass in der Luft dich nicht zerfetzen
die Leute, die dem Schwulst abhold!

Der Teufel hol die Schmiere dort –
nun komm, lass nicht die Butter büßen,
ringt noch auf wackeligen Füßen
die Muse mit dem Dichterwort.

Ein Fässchen, das mit Fett gefüllt –
was? Wolln wir, dass auf Wagnerweise,
Germaniens Wucht und Wehr zum Preise,
sich stabend Schweinerei enthüllt?

Ich streich mir schon seit Jahr und Tag –
soll das ’ne Reportage werden,
dass unser Leibwohl wir gefährden
mit dem beliebten Brotbelag?

Ich geb es auf. Das Zeug entzieht
sich meinen mäß‘gen Möglichkeiten.
Statt Versen, die wie Butter gleiten,
bringt doch nur Schmalz hervor mein Lied!