Schlagwort-Archive: Strandpromenade

Sonnenanbeter

Bei Sonne muss man draußen sitzen.
Man muss sie spüren auf der Haut,
wenn ihre tausend Klingen blitzen
am Himmel, der unendlich blaut.

Und mich sollt’s in der Hütte halten?
Ich warf mein Winterjäckchen ab
und brachte (ersten Gang einschalten!)
mein Beingetriebe mal auf Trab.

Bald hatte sich ein Stuhl gefunden,
der überblaut und übersonnt,
auf dem wer weiß wie viele Stunden
sich bräunen ließ die bleiche Front.

Doch bloß den Kopf nicht in den Nacken,
um blinzelnd vor mich hin zu stiern –
will ja die Chance beim Schopfe packen,
verstohlne Blicke zu riskiern.

Wer hockt hier sonst noch an den Tischen
in Gruppen, solo und gepaart?
Um nur ein Bierchen rasch zu zischen?
Um was zu beißen à la carte?

‘nen Deubel sollt es einen scheren,
wirft scheu dazwischen der Verstand –
doch wie denn solchen Flausen wehren
drei Lux entfernt vom Sonnenbrand?

Man kann’s auch wissenschaftlich deuten
(sofern es das Gewissen braucht):
Mein Interesse an den Leuten
ist soziologisch angehaucht.

Im Urlaub oder schon in Rente?
Gediegen oder anspruchslos?
Hervorgehoben durch Talente?
Noch unterhalb des Volksniveaus?

Man ist auf jeden Fall beschäftigt
und hängt nicht nur stupide rum
und seine grauen Zellen kräftigt
ganz ohne viel Brimborium.

Im Übrigen: Die andern halten
es ebenso, da wett ich drauf,
und gabeln beim Serviettenfalten
die Entourage gleich mit auf.

In welche Lade sie wohl stecken
den Knacker, der da grad erschien;
dem Kaffee nur und Wasser schmecken –
ein Süffel, der nun wieder clean?

Es ist ein Geben und ein Nehmen,
wenn man’s auch nicht sofort durchschaut.
Doch keiner muss sich dessen schämen.
Die Sonne lacht. Der Himmel blaut.

Passanten auf der Promenade.
Viel Glucken auch mit junger Brut,
die auf dem Roller und dem Rade
sich schwer mit der Balance tut.

Wie jener Herr auch, der gesetzte,
den sein Geläuf nicht recht mehr trägt
und der sich, überall der Letzte,
mit Krücken durch die Welt bewegt.

Indes mit wild bewegten Waden
ein Fahrrad-Rowdy ihn umkurvt,
dem Anschein nach auch noch geladen,
dass der ihm in die Quere schlurft.

Dahinter endlos Meeresrauschen.
Ein Kutter fern am Horizont.
In einer sanften Brise bauschen
die Wellen blau sich und besonnt.

Kein Haar zu finden in der Suppe.
Nur dass so‘n Tag sich rasch verzehrt.
Heut Nacht, o Himmel, eine Schnuppe –
zu wünschen, dass er ewig währt!