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Das Wunder der Stille

das-wunder-der-stille-hinrik-funhofMit Händen ist sie fast zu greifen,
die Stille nun zur Abendzeit.
Im weiten Rund die Sterne reifen
am Himmel mit dem Ährenkleid.

Der Wind ist längst zur Ruh gegangen
und murmelt schon sein Nachtgebet,
wohl mit dem innigen Verlangen,
dass bald er wieder anders weht.

Die Lichter leuchten wie gefroren,
so reglos von der Straße her,
als wärn in Träume sie verloren
von Meister Volta und Ampère.

Sporadisch nur noch gleiten Wagen
gefühlvoll beinah ihre Bahn.
Kein Hupen mehr, kein Türenschlagen.
Das Ticken kommt vom Wasserhahn!

Es prescht kein Mensch mehr auf dem Pflaster,
der letzte Schritt ist längst verhallt.
Der Neonröhren Alabaster
bleicht schaurig aus dem Schilderwald.

Die Vögel scheinen auch zu schlafen
in irgendeinem warmen Nest –
die Möwen sicher wo am Hafen,
die Amseln sonst wo im Geäst.

Ich glotze fröhlich durch die Scheibe
und freu mich an dem Friedensbild.
Ein Tröpfchen darum meinem Leibe,
das frommem Winzergeist entquillt!

Wenn jetzt noch eine Schnuppe flöge,
die flammend in der Luft verglüht,
wer weiß, ob nicht noch Weihnacht zöge
mir in mein nüchternes Gemüt?