Tröstlich zu wissen

Tröstlich zu wissenWas andres als ein Wolkenschatten,
der Lerche kurzes Tirili,
ein Knacken in den Schuppenlatten
ist diese flücht’ge Poesie?

Der, der sie seinem Hirn entwindet
in angestrengter Grübelei,
zum Lohn noch manche Perle findet
in diesem grauen Brägenbrei.

Doch Leute, die sie deklamieren
und lüstern an den Versen kaun,
sich oft nur deshalb damit zieren,
dass ihren Feinsinn man bestaun.

Die diese Kunst von Herzen wählen,
erliegend ihrem süßen Charme,
sind, mit Verlaub, wohl abzuzählen
alleine am Zwölffingerdarm.

Man mag sie daher brotlos nennen,
obwohl sie selbst nach Brot nicht geht
und bei dem großen Reibachrennen
bescheiden lieber abseits steht.

Der Dichter blickt von höhrer Warte
auf diesen ew’gen Stress und Streit
und sieht, dass auch die dickste Schwarte
verdirbt und fault im Fluss der Zeit.

Die Worte aber, ungelesen
in diesem winz’gen Jetzt und Hier,
sie werden lange nicht verwesen –
so schön gewickelt in Papier.

 

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