Trüber Abend

Trüber AbendVerlassen liegt nun schon die Straße
im trüben Schein der Häuserfront.
Der Himmel schimmert in dem Maße,
wie mählich ihn Gestirn besonnt.

Der Mond (von dem uns Gogol sagte,
dass er in Hamburg hergestellt)
erleuchtet (was er auch beklagte)
nur geisterhaft die Nächtewelt.

Vereinzelt sieht man Pfützen blinken
und Reste von verrußtem Schnee.
Und Dächer, die in Dunst versinken,
je mehr sie schon in Himmelsnäh.

Mir gegenüber aus den Waben,
die unsres Volkes Hauptquartier,
erglimmen honiggelb die Gaben
der Stromerzeuger da und hier.

Nichts Lärmendes ist noch in Gange.
Der Wind, er hätte keine Last.
Drum hockt wie’n Huhn auf seiner Stange
er still auf ‘nem Platanenast.

Ein solcher Friede nun auf Erden –
man hört das Herz gar, wie es schlägt.
Ich will nicht melancholisch werden,
doch so viel Ruhe, die bewegt.

Auf einmal vor den Neonröhren
zwei Schatten drüben eilig gehn.
Zwei Burschen, und ich könnte schwören,
ich werd sie nie mehr wiedersehn!

 

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