Überkommene Jagdlust

Überkommene JagdlustWie immer spät noch in der Klause,
in der seit je ich sitz und sinn,
der abendlichen Koch-Kartause,
dern Prior und Poet ich bin.

Und just wie dort laut Ordensregel
von Brot und Wein man leben muss,
bläh mönchisch ich mein Gaumensegel
mit regelmäß’gem Traubenguss.

Die Ähnlichkeit geht sogar weiter:
Da schmettert man den Chorgesang,
hier müht der Lieder Wegbereiter,
der Dichter sich um Text und Klang.

Und beide wohl in dem Bestreben,
die letzten Dinge zu erschaun –
der eine nur das ew’ge Leben,
der andre nur des Kosmos Graun.

Das soll indes uns nicht entzweien –
erlangt man Weisheit mit dem Schwert?
Uns alle, Kleriker und Laien,
mehr als der Fund die Suche ehrt.

Und grade die macht ja Vergnügen!
Der Beute auf der Spur zu sein!
Und mit geschickten Winkelzügen
kreist man sie immer weiter ein.

Warum am Ende sie erschlagen,
dass elend sie im Staube liegt?
Nur der, der aufgehört zu jagen,
im Blutrausch sich der Strecke wiegt!

 

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