Zum Dauerurlaub

Zum DauerurlaubVielleicht noch ein paar kurze Worte,
dann geh ich ohnehin zur Ruh
und lege an die Musenpforte
den Versfuß samt dem Reimesschuh.

Denn was ich euch hier flüchtig schreibe,
kommt einem Urlaubsgruße gleich:
Vier herrlich lange Wochen bleibe
ich in der Sonne Küstenreich.

D.h. zum letzten Mal indessen
als jemand, der malochen muss,
denn diese Frist, genau bemessen,
bedeutet auch der Arbeit Schluss.

Capito? Nun, es hat nicht Eile,
dass meine Zeilen ihr versteht.
Will sagen: Nur noch kurze Weile,
dann ist er Rentner, der Poet.

Dem Meer ist’s auch nicht beizubiegen,
dem Mond nicht, der es still befährt,
sie schweigen, wie sie immer schwiegen,
unendlich in sich selbst gekehrt.

Auch an den schluchtgebornen Hängen,
in rabenschwarzer Finsternis,
wo Berge sich zu Ketten drängen,
ist Unverständnis mir gewiss.

Und die mit Weisheit ohnegleichen
als Crème des Himmels residiert,
die Zwölferschar der Tierkreiszeichen:
an nichts und niemand interessiert.

Erneut denn: Mit des Urlaubs Ende
beginnt sofort mein Ruhestand.
Kein Übergang – ich lass die Hände
im Schoß. Den Kopf bei Meer und Sand.

Die Aussicht sollte mich beglücken.
Doch irgendwie, ich weiß nicht recht,
macht mir da etwas Magendrücken,
was die Begeisterung mir schwächt.

(O nein, es geht nicht um die Kohle,
die wird schon reichen, so und so –
hab notfalls auf der siebten Sohle
ein kleines Flöz noch, ein Depot.)

Es kann doch nicht auf diese Weise:
nur Sonne, Saufen, Däumchendrehn,
als permanente Urlaubsreise
in Ewigkeit so weitergehn!

Da muss doch in die Rentenphase
noch so was rein wie Sinn und Wert,
dass sie als Freizeitmetastase
nicht nur die toten Zellen mehrt.

Das also gilt es rauszukriegen,
die Praxis wird mich schon belehrn.
Ich werde heim in Rente fliegen –
und auch von diesen Tagen zehrn.

Schreibe einen Kommentar