Zum Gastmahl geladen

Zum Gastmahl geladen‘ne ausgewählte Freundesrunde
hatt‘ gestern Abend ich zu Gast,
der mit Dionysos im Bunde
den Zecherlorbeer ich verpasst.

Und alle, eingedenk der Ehre,
ha‘m freudetrunken zugelangt,
dass zügig einen Kelch man leere,
um den sich so ein Mythos rankt.

Profan: Es war so ‘ne Art Probe,
wie oft man sie beim Wein schon sah,
nur dass sie zu des Tropfens Lobe
und nicht zu seinem Kauf geschah.

Genuss erfolgte jahrgangsweise:
Erst 97, 90 dann,
danach der önologisch greise
von 83, der gewann!

Reif, abgerundet und mit „Schwänzen“
bezeugte er den besten Stock,
und gern ließ man sich mehr kredenzen
von seinen Brüdern aus Médoc.

Da galt es reichlich durchzuseihen,
denn Schuppen deckten dicht den Grund,
des Rostes Rot ihm zu verleihen,
der widrig dem Genießermund.

So ist der Abend uns vergangen.
Wir alterten mit unserm Wein.
Unmerklich, stetig, unbefangen –
um nichts als älter nur zu sein.

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