Kostverächter

In einem andren Land auf Achse
als Touri oder Dauergast,
such ich nicht unbedingt ‘ne Haxe,
die grad noch auf den Teller passt.

Gewiss würd ich auch diese kriegen
wie überall in West und Ost,
doch warum tausend Meilen fliegen
für heimatliche Hausmannskost?

Ich hab ja extra mitgenommen
den Gaumen auf die weite Tour,
um endlich einmal loszukommen
von der gewohnten Schweinekur.

Und dieser weiß sehr wohl zu schätzen
den Ausbruch aus dem alten Trott
und dass man speist an fremden Plätzen
nicht anders als in Frankreich Gott.

Den Anspruch wird er gar nicht stellen,
dass Edles nur den Hunger stillt –
es reichen schon ein paar Sardellen,
die über Feuerholz gegrillt.

Auch Seehecht, der in unsren Breiten
nur selten auf den Zinken liegt,
kann unschwer ihn dazu verleiten,
dass nicht genug er davon kriegt.

Und Muscheln aller Varianten
von Herz- und Venus- bis zu Mies-
sind gleicherweise ihm Garanten
für so ein Schlemmerparadies.

Ich hörte mal von jemand sagen,
er ließ die Pizza Pizza sein
und schippte in den deutschen Magen
nur Würstchen und Kartoffeln rein.

Selbst bei ‘nem Ausflug in die Ferne
aß er nur so was als Gericht;
in eine lausige Taverne,
nein, kriegten ihn zehn Pferde nicht.

Da musst er öfter Kohldampf schieben,
weil sich für ihn kein Gasthaus fand
und Kumpel in die Pasta hieben,
indes er hungrig draußen stand.

Ein Patriot bis auf die Knochen,
der sogar Magenknurren litt,
weil „Welschen“ er die Kunst zu kochen
und wohl auch sonst noch was bestritt.

Der würde gleich wohl wieder flüchten,
verschlüg’s ihn hier in Küstennäh
und er von Fisch und Meeresfrüchten
die Speisekarten wimmeln säh.

Doch seine unbeugsame Strenge,
die Zunge unters Joch zu schirrn,
beweist nichts andres als die Enge
der hammerharten Spießerstirn.

Na ja, auch wenn die Eskapaden
der meinen sehr viel weiter gehn:
Für zwei so deft’ge Kohlrouladen
ließ ich ein Dutzend Austern stehn!