Steckenpferd

SteckenpferdeWas machen die, die jetzt nicht dichten?
Unvorstellbar, dass wer’s nicht tut –
gemütlich nach des Tages Pflichten,
wenn ganz man in sich selber ruht.

Ein Gläschen schimmert feucht zur Linken,
zur Rechten sich ein Flämmchen wiegt.
Am Himmel tausend Lichter blinken,
da still der Mond vorüberfliegt.

Wie friedlich lächelt dir die Klause!
Kein Mäuschen mag dein Grübeln störn.
Und du schreibst unbeschwert „nach Hause“
ein Liedchen, fröhlich anzuhörn.

Gibt es ein größeres Vergnügen
als Zeil’n zu sä’n ins Musenfeld?
Doch andrerseits, ich will nicht lügen:
Bin grade ich das Maß der Welt?

Da wird von anderem Gemüte
wer ebenso mit Mark und Bein
‘nem Stückchen aus der Wundertüte
sich dieses bunten Lebens weihn.

Gefühlvoll in die Tasten greifen,
mit Schwung ein Trommelfell traktiern,
behänd auf allen Löchern pfeifen –
so mancher wird wohl musiziern.

Und wem es nicht vergönnt im Leben,
zu spielen selbst ein Instrument,
dem ist zumindest doch gegeben
Musik zu lauschen das Talent.

Sollt es bei Bildern anders laufen?
Manch einer selbst die Farben rührt,
doch meistens muss der Kunstfreund kaufen
ein Ticket, das zu Rembrandt führt.

Und haust nicht mancher auch versunken
in seiner grauen Werkstattwelt,
der da von Öl und Schmiere trunken
den Hammer für das Höchste hält?

‘ne andre, auch entrückt, indessen
im wohlig warmen Kämmerlein,
hat in ein Buch sich reingefressen,
als kaut’ ‘ne Schwarte sie vom Schwein.

Gespannt harrt auf dem Hosenboden
jetzt auch der Fernsehkonsument,
verfolgt des Kommissars Methoden,
mit denen er den Schuft erkennt.

Auch Leute gibt es, die nur reden,
und das vielleicht aus gutem Grund:
Mag sein, ‘s ist wegen Eheschäden,
mag sein zu neuem Liebesbund.

Nun will ich hier nicht runterbeten
der Hobbys ganzes Abc,
und auch schon deshalb kürzer treten,
weil nirgends ich ein Ende seh.

Bei so viel schönen Zeitvertreiben
(was sich ja jetzt von selbst versteht)
muss man nicht grad Gedichte schreiben,
damit die Seele Gassi geht.

Ja, wenn ich richtig es bedenke,
sitz einsam ich am Musenquell.
Des Flügelpferds verschwiegne Tränke,
sie findet sich wohl nicht so schnell.

Indessen will ich gar nicht klagen.
Darin liegt wohl ein tiefrer Sinn.
Vielleicht dass ich beim Eulentragen
athenwärts einfach einzig bin!

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