Was magst du, Les’rin, grade treiben,
da dichtend deiner ich gedenk?
Sitzt du bei Wurst- und Käsescheiben
und Wein als Abendmahlgetränk?
Oder bequem in Sofakissen,
dem bunten Bildschirm zugewandt,
um Neues von der Welt zu wissen
und auch zu gucken, was entspannt?
Vielleicht hast du wen eingeladen
und übst dich in Geselligkeit,
bemüht, dass des Gespräches Faden
den faulen Mündern nicht entgleit.
Vielleicht auch, dass in kleinrer Runde,
mit deinem Lebenspartner nur,
du nutzt die vorgerückte Stunde
für eine Eheinventur.
Auch wäre wohl nicht auszuschließen,
dass noch im Haus was zu versehn:
„O Gott, ich muss noch Blumen gießen
und diesen blöden Knopf annähn.“
(Sofern du überhaupt zu Hause
und nicht grad auf der Piste bist –
Theater, Kino, Schlemmer-Klause,
wo immer man die Zeit vergisst.)
Natürlich könntest du auch lauschen
den Worten, die aus Blättern dir
von Büchern in die Seele rauschen –
dem ganzen Kosmos auf Papier.
Womöglich auch ein Spielchen spielen:
Die Augen konzentriert aus Brett.
Dem Gegner in die Karten schielen.
Ein bisschen schummeln beim Quartett.
Nun, dabei soll es denn auch bleiben.
Schluss mit dem Grübeln, ich geb auf.
Nein, eines noch: Du könntest schreiben –
wieso kam ich nicht eher drauf!
Du machst aus Liebe zu den Musen
dir selber deine Poesie
und pflückst dir aus dem vollen Busen,
was ich bisher dir kläglich lieh.
Na, jedenfalls würd ich mich freuen,
mal wieder was von dir zu hörn –
als Les’rin sei’s, der einzig treuen,
als Sappho sei’s, mir abzuschwörn!